Ja - aber man muß sich darüber im Klaren sein, dass auch sie eine Führungskrücke sind. Normalerweise müßte man ja davon ausgehen, dass bei einem guten Verhältnis zwischen Führungskräften und Beschäftigten ein offener Austausch über die genseitigen Befindlichkeiten, was das Arbeitsverhältnis betrifft, stattfindet. Dass die Führungskräfte darüber Bescheid wissen, wie es ihren Leuten geht. Doch das ist offenbar in vielen Fällen nicht so. Und - nach meiner Erfahrung - je höher man in der Hierarchie hinaufgeht, desto weniger. Je weiter oben, desto mehr wird selektiv informiert.
Da das in den Organisationen mittlerweile bekannt ist, führen viele Unternehmen Mitarbeiterbefragungen durch. Anonym selbstverständlich, denn "offene" Kommunikation will man Beschäftigten und Führungskräften nicht zumuten. In vielen Fällen zeigen die Ergebnisse dann auch Kritisches auf, dass man verbessern kann. Nur, warum sind diese Informationen nicht auf anderem Weg, auf dem Weg der "normalen" Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Chefs rausgekommen? Zuweilen hört man dann natürlich auch Sprüche wie "Das war doch klar - jetzt haben wir es wenigstens mal scharz auf weiß".
Krücken sind nützliche und sinnvolle, manchmal auch notwendige Hilfsmittel. Ziel muß es aber sein ohne sie auszukommen. So sollte auch die Mitarbeiterbefragung der Einstieg und ein Hilfsmittel sein. Wenn man etwas für die Verbesserung der Verständigung tun will, wenn man will, dass offener miteinander umgegangen wird, dann kann man allerings nicht dabei stehen bleiben. Ein nächster Schritt kann dann die Führungskräftebeurteilung sein. Vielleicht am Anfang auch anonym aber schließlich als offenes Gespräch zwischen MitarbeiterIn und Führungskraft, indem diese ein offenes Feed-Back zu ihrer Führungsarbeit erhält. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das einen Lernprozeß braucht. Wir alle tun uns schwer einem Gegenüber, noch dazu, wenn es der Chef ist, etwas Kritisches aber auch Positives zu sagen. Aber es ist ein Prozeß, der sich für beide Seiten sehr lohnt.
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