Passt das zusammen?
Wird Führung überflüssig? Auf den ersten Blick scheint es die logische Konsequenz der Forderung nach selbstbestimmter und selbstorganisierter Arbeit zu sein. Wenn sich die Beschäftgten in Teams, wie es meist gefordert wird, selbst führen sollen, dann scheint es keinen Bedarf mehr für eine Führungskraft zu geben. Aber wir merken schon an der Wortwahl, ganz ohne führen geht es nicht und so scheint vordergründig auch vor allem die Rolle der Führungskraft in Frage gestellt zu werden. Gerne wird das kombiniert mit der Forderung nach weniger oder möglichst gar keiner Hierarchie.
Im letzten Post habe ich die Problematik der selbstbestimmten Arbeit diskutiert. Da selbstbestimmte Arbeit in Organisationen grundsätzlich nur ansatzweise zu realisieren ist, wird auch Führung keinesfalls überflüssig. Aus eigener Erfahrung mit damals sogenannten autonomen Arbeitsgruppen in der Fertigung weiß ich, welche Probleme es nachsichzieht, wenn man die Rolle der Führungskräfte nicht richtig definiert. Führung ist auch und gerade in einer Struktur notwendig, die den Beschäftigten Selbstbestimmung und Selbstorganisation ermöglicht. Es kommt, wie so oft, darauf an, wie sie praktiziert wird. Beschäftigte, die selbstständig arbeiten können, sind für Organisationen, die flexibel sein wollen, absolut notwendig. Der Ansatz des Empowerment stellt allerdings an Führungskräfte besondere Anforderungen. Die Mitarbeitenden müssen von ihren Kompetenzen und Rahmen-bedingungen her in der Lage sein, selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln. Dafür sind die Führungskräfte verantwortlich.
Damit ist das entscheidende Stichwort genannt: Verantwortung. Die Vorgesetzte ist verantwortlich, dass die Ziele erreicht werden, auch wenn Aufgaben delegiert werden, für deren Umsetzung die zuständigen Mitarbeiter verantwortlich sind. Aber Verantwortung kann nur persönlich übertragen, übernommen und eingefordert werden. Das kann keine anonyme Organisation. Auch Kollektive (Teams) tun sich schwer mit der Übernahme von Verantwortung. Verantwortung muss individuell wahrgenommen werden.
Natürlich kann sich ein Team intern selbst organisieren, aber es erhält seine Aufträge von außen und muss seine Arbeitsergebnisse auch wieder nach außen abliefern. Dazu braucht es Ressourcen damit es überhaupt arbeiten kann und es braucht möglicherweise Hilfe, wenn es nicht weiterkommt. Für all das muss jemand zuständig sein.
In jeder arbeitsteiligen Organisation ist es notwendig, Führungsrollen zu definieren. Das schließt selbstbestimmtes Arbeiten in keiner Weise aus. Doch gerade wenn man selbstständiges Arbeiten ermöglichen will, muss man diese Führungsrollen sehr präzise festlegen.
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