Darum geht es in meinem Buch
Sogenannte Führungsinstrumente wie beispielsweise Beurteilungs-, Zielvereinbarungs- oder Arbeitszeitsysteme gehören in Unternehmen und anderen Organisationen schon seit langem zur alltäglichen Praxis und werden trotz immer wieder aufkommender Kritik nicht mehr hinterfragt. Sie wurden installiert, um Führungsdefizite auszugleichen und Führung unabhängiger von den Personen zu machen, die sie ausüben. Im Laufe der Zeit entwickelten sie sich zu Führungskrücken ohne deren Hilfe wesentliche Führungsaufgaben nicht mehr ausgeübt werden. Die Anwendung dieser Tools wurde wichtiger, wie die ursprüngliche Führungsaufgabe. Optimiert wurden die Instrumente und nicht das Führungsverhalten. Dadurch verkümmern wichtige Führungsfähigkeiten wie Muskeln, die nicht mehr trainiert werden.
Die Digitalisierung setzte eine auf den ersten Blick widersprüchliche Entwicklung in Gang. Einerseits stellte sie Möglichkeiten zur Verfügung, diese Instrumente weiter zu optimieren, andererseits scheint sie sie überflüssig zu machen.
Aktuelle Entwicklungen, wie beispielsweise agile Methoden oder Demokratisierungstendenzen verheißen selbstbestimmte Arbeit. Nicht mehr gebunden an Zeit und Ort, sollen die Beschäftigten ihre Arbeit selbst steuern. Das Ziel scheint erreicht, wenn sie das Gefühl haben, sich selbst zu führen.
Unter dem Deckmantel der Selbstbestimmung wird Führung entpersonalisiert, ohne sie freilich überflüssig zu machen. Durch nahezu uneingeschränkte Erreichbarkeit und damit auch Verfügbarkeit, kombiniert mit motivierenden Selbstoptimierungsmechanismen wirkt sie auf subtile, aber auch rigidere Weise weiter.
Vor dieser Entwicklung muss Führung gerettet werden. Unternehmensorganisationen werden nicht verschwinden und die Rahmenbedingungen für das Arbeiten in den Unternehmen werden komplexer. Allein deshalb wird persönliche Führung gebraucht.
Sie allein gewährleistet kontinuierliches, ergebnisorientiertes Handeln.
Damit dies gelingt, ist eine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit Führung, aber auch mit Autorität und Hierarchie notwendig. Nur so wird bewusst, wie wichtig persönlich ausgeübte Führung ist. Diese Führung ist immer mit einer Wertentscheidung verbunden. Sie ist nie wertneutral. Führung muss als wertschätzende Führung praktiziert werden.
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