Gibt es einen weiblichen Führungsstil?
"Natürlich nicht!" antwortet auf diese Frage Frau Nikutta, ihres Zeichens Vorstandsvorsitzende der Güterverkehrssparte DB Cargo, in einem Interview der ZEIT. Wenn man das Interview liest, gaubt man ihr aufs Wort, jedensfall dann, wenn man der schon fast zum Klischee gewordenen Ansicht zuneigt, Frauen würden anders, eben weiblicher führen. Wobei meistens diffus bleibt, was genau damit gemeint ist, verständnisvoller, empathischer, mitarbeiterorientierter? Im Hintergrund schwingt dabei oft die Anmutung mit, dass besser geführt würde, wenn mehr Frauen führen.
Frau Nikutta jedenfalls versucht nicht, diesem Bild zu entsprechen. Sie stellt sich als von Kindesbeinen an führungsorientiert und ehrgeizig dar. Auf den Mutterschutz hat sie verzichtet und war offenbar eine Woche nach der Geburt des Kindes wieder im Büro. Den Hinweis auf die Organhaftung des Vorstandes und dass es zu dieser Zeit noch keinen Mutterschutz für Vorständinnen gegeben hat, findet sie wohl selbst nicht überzeugend. Ehrlicherweise bekennt sie, dass es sie "viel nervöser macht", wenn sie zu Hause rumsitzen und nachdenken muss, was "die Kollegen in meiner Abwesenheit tun". Da will sie lieber "die Finger im Teig halten". Auf die Frage, was sie Frauen sage, die sich möglicherweise durch ein solches Verhalten unter Druck gesetzt fühlen, antwortete sie: "Ich versuche, ihnen klarzumachen: Natürlich gibt es ein Privatleben, aber du kannst alles organisieren und entsprechend planen. Und eine Schwangerschaft ist im Übrigen keine Krankheit, sondern etwas Tolles. Also weiter geht's."
Mit ihrem Mann praktiziert sie das traditionelles Rollenmodell nur umgekehrt, sie arbeitet, er kümmert sich um Kinder und Haushalt.
Was ist an diesem Verhalten typisch männlich oder typisch weiblich?
Ich meine, die Frage bringt uns nicht weiter. Letztendlich sind es gerade solche Fragen, die die Klischees am Leben halten und damit auch die Verkrampfungen, die es immer noch gibt, wenn es um Frauen in Führungspositionen geht.
Die entscheidende Frage ist, wird wertschätzend geführt? Und diese Frage braucht kein m/w/d.
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