Freitag, 19. August 2022

Warum führen Unternehmen Mitarbeiterbefragungen durch?

Wissen die Führungskräfte nicht, wie die "Stimmung" ist oder ob die Leute engagiert sind ?

Normalerweise müsste man ja davon ausgehen, dass die Chefin weiß,  wie es um die Stimmung in ihrer Abteilung bestellt ist, ob die Leistung stimmt, ob es Unzufriendenheit oder gar Konflikte gibt. Viele Vorgesetzte werden auch davon überzeugt sein, dass sie über die Situation in ihrem Team Bescheid wissen.
Warum gibt es dann Mitarbeiterbefragungen? Und warum werden diese meist anonym durchgeführt? Kann man mit dem Chef doch nicht über alles offen reden oder gar Kritik üben? Oder traut die Unternehmensleitung ihren Führungskräften nicht zu, dass sie richtig führen und muss sie auf diese Weise nochmal kontrollieren?
Wenn man sich auf die Fahne schreibt, eine offene, von Vertrauen getragene Unternehmenskultur zu haben oder anzustreben, dann sollte man auf Mitarbeiterbefragungen verzichten. Sie sind nur ein Symbol dafür, dass die Komunikation von unten nach oben und umgekehrt nicht dem entpricht, wie es im Lehrbuch steht und wie es sich der HR-Business-Partner vorstellt.
Doch anstatt Geld für teure Befragungen auszugeben, sollte die Personalabteilung Wert auf eine lebendige Gesprächskultur legen.:
 - Regelmäßige Abteilungsgespräche, in denen informiert wird und diskutiert werden kann. Aber sie       müssen wirklich regelmäßig sein, nicht alle paar Wochen, wenn der Chef gerade mal Zeit hat.
- Feedback ohne Performance-Management-Formalismus. Für situationsgerechte Kritik oder auch Lob braucht man keine Formulare. Die jährliche Beurteilungsrunde ist als Feedback zu wenig.
- Feedback muss auch von unten nach oben möglich sein.

All das klappt nicht von heute auf morgen und braucht Übung. Aber dieser Prozeß muss einmal gestartet werden. Er kommt nur in die Gänge, wenn man sich nicht auf formalisierte Befragungen, Beurteilungs- oder Zielvereinbarungssysteme oder ähnliche Führungskrücken verläßt.
Anstoßen muss diesen Prozeß die HR-Funktion. Sie muss sich von ihren wuchtigen Instrumenten verabschieden und sich stattdessem auf die Basics von Führung zurückbesinnen.

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