Weil die leistugsorienterte Bezahlung in der öffentlichen Verwaltung wieder zurückgefahren wird, sieht die FAZ das Leistungsprinzip gefährdet.
Wenn man etwas Erfahrung mit sogenannter leistungsorientierter Bezahlung hat, liest man den FAZ-Artikel vom 27.11. mit einigem Erstaunen. Dort wird das Zurückfahren des Leistungsentgelts für die Beschäftigten der Kommunen in einem fast ganzseitigen Artikel beklagt. Auch wenn das anstattdessen in den Tarifvertrag aufgenommene "alternative Entgeltanreizsystem" berechtigterweise ebenso kritisiert wird, muss man sich doch wundern, mit welch überkommenen Argumenten hier diese Art von Entgelt verteidigt wird.
"Dabei ist die Leistungsorientierte Bezahlung als zentrales Führungsinstrument angelegt, um in den kommunalen Verwaltungen und Dienstleistungeneine eine moderne, motivierende Führungskultur mit zielorientierter Steuerung zu verankern." betont der Gewerkschafter, der am Zustandekommen dieses Tarifvertrages beteiligt war. Als hätte es all die kritschen Erfahrungen mit diesen Systemen nie gegeben. Auch die FAZ reflektiert diese nicht in dem Artikel. Kein Wort zu den grundsätzlich zu positiven Beurteilungen, insbesondere wenn sie noch mit Geld verknüpft sind. Kein Hinterfragen, ob Zielvereinbarungen wirklich den Erfolg einer Organisation steigern und schon gar nicht wie sich das alles wirklich auf die Motivation auswirkt. Davon, dass das Ganze auch erheblichen Aufwand erfordert, ist schon gar nicht die Rede. Auch dass manche Unternehmen wieder von Leistungsprämien wegkommen, wird nicht erwähnt.
Wenn man Verwaltung reformieren will, gibt es vielleicht wirksamerer Stellhebel als die Bezahlung.
Abgesehen von der immer wieder geforderten schnelleren Digitalisierung, wäre es beispielsweise angebracht die Beförderungspraxis zu hinterfragen und damit auch die Qualität des Führungspersonals.
Wo immer "politische" Gesichtspunkte bei Stellenbesetzungen eine Rolle spielen, besteht die Gefahr, dass die Qualität leidet. Für die Leistungsstärke einer Organisation ist allemal die Eignung der Führungskräfte wesentlich relevanter als das Entgeltsystem.
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