Warum ein Gesetz nicht weiterhilft
Wer einmal in einem Unternehmen eine flexible Arbeitszeitregelung eingeführt hat, wird sich über die Reaktionen auf die Ausdehnung der Home Office Arbeit nicht wundern. Neben den Befürwortern gibt es immer eine nicht unbedeutende Gruppe von Bedenkenträgern, die mehr oder minder offen ihre Vorbehalte oder gar ihre Abneigung vorbringen. Diese Vorbehalte werden in der Regel von einer Angst vor Kontrollverlust gespeist. Arbeiten die Beschäftigten auch genug, wenn wir ihre Arbeitszeit nicht mehr unter Kontrolle haben? Die mittlerweile schon alte Erkenntnis, dass weder die Quantität der Arbeit und schon gar nicht ihre Qualität davon abhängig sind, wieviel Zeit jemand an seinem Arbeitsplatz verbringt, wird immer noch überlagert von der Urangst vieler Führungskräfte diese Kontrolle zu verlieren. Dahinter steckt eine mehr oder minder ausgeprägte Veranlagung zum Misstrauen, die uns Menschen inne wohnt.
Nicht umsonst spricht der Volksmund vom gesunden Misstrauen und legitimiert damit eine an sich schlechte Eigenschaft. Darum meinen auch viele Führungskräfte immer noch guten Gewissens, dass Vertrauen zwar gut, Kontrolle aber besser sei.
Gegen diese Haltung haben auch die in der einschlägigen Literatur und in Seminaren immer wieder proklamierten Forderungen nach vertrauensvollem Umgang mit den Mitarbeitern wenig ausrichten können.
Ein wenig schönes Beispiel ist die Ausdehnung der Home Office-Arbeit in Folge der Corona Pandemie. Auch das flugs kreierte schicke Etikett der hybriden Arbeit und die Bekundugen vieler Unternehmen auch nach dem Ende der Pandemie an dieser Arbeitsform festhalten zun wollen, können
nicht verbergen, dass gleichzeitig mit dieser Entwicklung der Einsatz sogenannter Kontrollsoftware sprunghaft anstieg. Mittlerweile sind verschiedene Varianten von Tracking-Apps auf dem Markt, die die Arbeit der Home-Office-Worker detailliert auswerten und kontrollieren können. Auch wenn deren Einsatz hierzulande Grenzen gesetzt sind und die Begründungen für ihre Anwendung alles andere als Kontrollabsichten enthalten, ist augenfällig, dass es mit der Vertrauenskultur noch nicht allzu weit her ist.
Die zunehmende Ausbreitung dieser Kontrollsoftware nährt auch die Vermutung, dass längst nicht alle Führungskräfte, die sich nach außen hin zur hybriden Arbeit bekennen, auch innerlich davon überzeugt sind. Es ist im Moment opportun, für das Home Office zu votieren. Möglicherweise profitiert man ja auch selbst davon und dann lassen sich damit noch die Bürokosten senken.
"Aber ob am Ende des Tages unter dem Strich noch genauso viel rauskommt, wie früher, dass müssen wir erst mal sehen. Warten wir mal ab...."
Gegen diese Haltung kann auch das vom Arbeitsministerium geplante Gesetz wenig ausrichten. Es besteht darüberhinaus die Gefahr, dass ein flexibles Instrument durch bürokratische Regelungen schwerfälliger wird.
Die mittlerweile lange Erfahrung mit flexiblen Arbeitzeitregelungen hat gezeigt, dass die Bedenken gegen sie unbegründet waren. Auch wenn die aktuellen Bedenkenträger, das nicht sehen wollen, sie werden von der weiteren Entwicklung überstimmt werden.
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