Guter Ansatz - mit Schwächen
Die Gewerkschaft IG-BCE möchte für die Beschäftigten in der Chemie ein Zukunftskonto einführen, in das die Arbeitgeber 1000 Euro einzahlen. Jeder Mitarbeiter könnte dann entscheiden, ob er sich das Geld auszahlen läßt oder sich die entsprechenden Tage für ein Sabbatjahr anspart oder ob er Urlaub dafür nimmt. Die IG Metall hatte in ihrem letzten Tarifabschluß schon etwas ähnliches erreicht, allerdings nur für einen beschränkten Kreis von Beschäftigten, etwa Eltern von kleinen Kindern oder Schichtarbeitern.Die Ideen, vom reinen Entgeltsteigerungstarifabschluß wegzukommen und sich über die Verbesserung der Arbeitsbedingungen Gedanken zu machen, sind in jedem Fall zu begrüßen. Doch ob das Zukunftskonto der IG-BCE seinen Namen vollumfänglich gerecht wird, sollte man hinterfragen. Die Möglichkeit, für ein Sabbatjahr zu sparen, kann man noch als zukunftsgerichtet betrachten. Die Alternativen "auszahlen" oder "Urlaub nehmen" sicher nicht. Und als Reaktion auf die zunehmende Arbeitsverdichtung, wie die Gewerkschaft diese Forderung verstanden wissen will, ist die schlichte Auszahlung des Betrages unsinnig. Um dieses Ziel zu erreichen, sollte man die Möglichkeit eröffnen, den Betrag auf einem Zeitkonto anzusparen. Daraus könnten die Mitarbeiter flexibel bei Bedarf Zeit entnehmen, nicht nur für ein Sabbatjahr. Vollends zukunftsgerichtet wäre es dann, wenn die Beschäftigten bis zu ihrem Arbeitsende Zeit ansparen könnten, um eventuell früher in Rente zu gehen und damit Rentenminderungen auszugleichen oder alternativ gleitend in den Ruhestand zu gehen. Damit wäre man dem von der Idee her immer noch guten, aber in der Praxis schwer zu realisierenden, Lebensarbeitszeitkonto ein Stück näher. Und die Tarifvertragsparteien hätten Einfluß und Kompetenz genug auf Gesetzgeber und Sozialversicherungsträger einzuwirken, damit diese praktikable Rahmenbedingungen dafür schaffen.
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