Begehrte Erfahrungsträger oder personalpolitische Manipulationsressource ?
Der Softwarekonzern SAP hat ein großangelegtes Vorruhestandsprogramm aufgesetzt mit dem rund 4400 Stellen wegfallen sollen. Angesprochen werden Beschäftigte, die 55 Jahre und älter sind. Im Unterschied zu einer vorhergehenden Aktion, die das Unternehmen bereits 2015 durchgeführt hatte, gibt es jetzt massive Kritik aus dem Betriebsrat. Man hat dort Sorge, dass es für ältere Beschäftigte keine Perspektive im Unternehmen geben würde. Besonders dürfte den Kollegen vom Betriebsrat aufstoßen, dass SAP keinen Stellenabbau vorhat, sondern gleichzeitig Neueinstellungen ankündigt. Jüngere Mitarbeiter sind in der Regel billiger als ältere und so erwartet das Unternehmen auch eine deutliche Einsparung durch diese Aktion.Aus eigener, intensiver Erfahrung mit diesem Thema einige Gedanken dazu:
Ab wann ist man ein "älterer Mitarbeiter"?
Die Frage ist keinesfalls so banal, wie sie sich anhört. Angesichts einer mittlerweile wieder angestiegenen Lebensarbeitszeit und nach hinten verschobenem Renteneintrittsalter ist eine Altersgrenze von 55 für ein Vorruhestandsprogramm in der Tat erstaunlich. Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich und die Menschen sind länger fit. In der Regel sind sie in dem Alter auch noch voll arbeitsfähig. Vielleicht altert man bei SAP ja schneller. Die Tatsache jedenfalls, dass das Unternehmen innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal eine derartige Aktion durchführt, könnte man durchaus als Signal werten, dass in der Personalentwicklungspolitik Ältere keine große Rolle spielen.Das wäre allerdings ein fatales Signal.
Sind Ältere nun bessere oder schlechtere Mitarbeiter?
Es gibt mittlerweile genügend Studien, die belegen, dass Ältere nicht weniger leistungsfähig sind wie Jüngere. Sie sind anders leistungsfähig. Sie haben mehr Erfahrung und können dadurch ihre Aufgaben mit größerer Übersicht angehen. Auch wenn Jüngere vielleicht flexibler und spontaner sind oder schneller auf veränderte Situationen reagieren können, muss man sagen, dass diese Eigenschaften durchaus zweischneidig sind. Manchmal ist es besser, nicht vorschnell zu reagieren oder die Sinnhaftigkeit von Veränderungen auch mal zu hinterfragen.Es gibt pauschal betrachtet jedenfalls keine überzeugenden Gründe ältere Mitarbeiter allzu früh aufs Altenteil zu schieben. Es sei denn, es handelt sich um Tätigkeiten mit schweren körperlichen oder sonstigen Belastungen. Hier kann es natürlich angeraten sein, über entlastende Lösungen nachzudenken.
Ansonsten hängt es von der Persönlichkeit des Mitarbeiters ab, wie fit er mit zunehmendem Alter bleibt.
Erfahrung ist nicht per se etwas Positives. Gerade in einer Zeit des schnellen technologischen Wandels verkürzt sich die Halbwertszeit des früher einmal Gelernten sehr schnell. Lernfähig zu bleiben heißt auch "ent-lernen" zu können. Wer auf seiner Erfahrung herumreitet und sich Neuem nicht öffnen kann, gerät schnell aufs Abstellgleis. Hier kann Personalentwicklung ansetzen und die Mitarbeiter dabei unterstützen.
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