Freitag, 3. August 2018

Es geht nicht ohne Hierarchie

Auch wenn der Chef von Morgen "ein Liebender" sein sollte.

Keine Sorge, mir ist nicht die sommerliche Hitze zu Kopf gestiegen. Ich gebe nur ein Zitat des Hirnforschers Gerald Hüther wieder, das dieser im Rahmen eines Vortrages von sich gegeben hat (zit. nach HRM online, 28.7.) "Der Chef von morgen wird nicht mehr von oben nach unten gucken....er wird aus der Perspektive der Mitarbeiter schauen. Er wird ein Ermöglicher sein. Und ein Ermöglicher ist ein Liebender."
Eine Voraussetzung dafür ist für ihn - und das ist nicht mehr wirklich überraschend - die Abschaffung der Hierarchie. Für die heutige Welt "digitalisiert, globalisiert...vernetzt.....ist die hierarchische Ordnung nicht mehr geeignet." Um die Welt zu strukturieren, muss die Hierachie abgeschafft werden und es müsste etwas geben, wofür es sich zu leben lohnt. "Einen inneren Kompass.....Einen Anlass. Dann bräuchte man keine äußeren Ordnungsstrukturen mehr." Auf die Frage allerdings, wie solche Strukturen aussehen, kommt eine unbefriedigende Antwort: "Damit muss ich Sie alleine lassen. Das können nur Sie selbst herausfinden."
Wenn man davon ausgeht, dass der Artikel den Vortrag einigermaßen korrekt wiedergibt, muss man sich über soviele Ungereimgtheiten wundern.
Warum geht es ihm, um die Rettung der Welt oder um das Funktionieren von Unternehmen und Organisationen in der Zukunft? Warum muss die Hierachie abgeschafft werden, um den Sinn des Lebens zu finden? Es gibt ja durchaus Menschen, die für sich den Sinn ihres Lebens gefunden haben und die die Frage, warum es sich lohnt zu leben, zumindest phasenweise ganz gut beantworten können. Das trägt aber zur Strukturierung der Welt noch relativ wenig bei.
Hierarchie ist auch Struktur. Wenn Herr Hüther etwas sucht, was die Welt strukturiert, bin ich sehr skeptisch, ob ihm das ohne irgendeine Form von Hierarchie gelingt. Der "Anlaß", nachdem er sucht, müßte ja für alle betroffenen Menschen akzeptierbar sein. Man braucht nur die Nachrichten eines Tages zur Kenntnis zu nehmen, um zu erkennen, wie weltfremd diese Gedanken sind.
Aber versuchen wir es ein paar Nummern kleiner und beschränken uns auf unternehmerische Organisationen.
Hierarchie geht einher mit Arbeitsteilung. Wo Arbeitsleistung in unterschiedliche Funktionen aufgeteilt ist, braucht es am Ende eine koordinierende Funktion, die dafür sorgt, dass aus den einzelnen Gewerken ein Ergebnis entsteht. Und schon nähern wir uns der Hierachie. Denn in dem ganzen Gefüge braucht es Menschen, die dafür Verantwortung übernehmen, dass das Ergebnis auch erreicht wird.
Herr Hüther will, dass die Menschen in ihrer "Subjekthaftigkeit" ernst genommen und nicht zum "Objekt von Zielvorgaben und Maßnahmen" gemacht werden. Auf die spannende Frage, wie das mit der Profitorientierung eines Unternehmens vereinbar wird, hat er leider keine Antwort. Die Abschaffung der Hierachie zu fordern ist zu simpel und wird uns dem hehren Ziel nicht näher bringen.





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