Nur mit intensiver Betreuung
Ich unterstütze einen jugendlichen Flüchtling, der im Juli seinen Hauptschulabschluss gemacht hat und bereits ganz passabel Deutsch spricht, bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle.Beispielhaft nur ein Steinchen, das auf diesem schwierigen Weg dem jungen Mann im Weg liegt: die Freischaltung des Benutzerkontos bei der Arbeitsagentur. Nachdem er auf einer Informationsveranstaltung bei der Arbeitsagentur war, erhielt er dazu im Abstand von wenigen Tagen zwei gleichlautende Schreiben. In dem einen war allerdings sein Name falsch geschrieben. Ratlos brachte er mir die Schriftstücke. Da er im Moment auch nicht über einen Internetzugang verfügt, habe ich versucht das Benutzerkonto frei zu schalten. Das ließ sich auch ganz gut an. Nachdem ich den elfseitigen (!) Nutzungsbedingungen und der vierseitigen Datenschutzerklärung zugestimmt hatte (diese werden wohl auch von deutschen Muttersprachlern kaum gelesen, geschweige denn von Menschen mit Migrationshintergrund), ging es an die Eingabe einer PIN. Keine der in den beiden Schreiben mitgeteilten PIN's wurde akzeptiert. Also Anruf bei der Servicenummer. Dort erfahre ich, dass ich Name und Kennwort nicht selbst hätte eintragen können. Der junge Mann hat dazu allerdings nie eine Mitteilung erhalten. Die Dame am Telefon war freundlich und hilfsbereit und hat ein neues Schreiben mit gültiger PIN angekündigt.
Es gibt viele freundliche und engagierte Menschen in öffentlichen Institutionen, die Flüchtlingen auch unvoreingenommen gegenübertreten. Sie verwalten aber oft bürokratische Vorgänge, mit denen selbst ein im Altagsdeutsch einigermaßen bewanderter Zeitgenosse schwer zurechtkommt. Wenn dann noch Fehler im Prozeß auftauchen, ist ein solcher "Antragsteller" völlig aufgeschmissen. Dann sitzt er zu Hause ratlos vor einem Formular oder seinem Internetzugang - sofern er denn einen hat -
und kommt nicht weiter.
Arbeitsmarkthürden sind nicht nur fehlende Stellen sondern auch bürokratische Prozesse. Es wäre interessant zu wissen, wieviel Arbeitsverhältnisse allein dadurch nicht zustande kommen. Es kann nicht sein, dass pro Flüchtling ein Begleiter nötig ist, um ihm Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu verschaffen. Integration würde sich wesentlich erleichtern, wenn Bürokratie abgebaut würde.
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