Es ist doch ein tolles Gefühl, wenn in der mittäglichen Ruhe am Hotelpool ihr Handy summt, irgendeiner aus dem Büro will etwas von ihnen und sie können dezent, aber trotzdem vernehmlich den Umliegenden vermitteln, was für ein toller Mensch sie sind.
Wer im Urlaub sein Handy mit an den Pool/Strand nimmt, der will auch, dass er angerufen wird. Für den gehört es mit zum Status mit gespielt gequälter Miene dienstliche Anrufe entgegenzunehmen. "Ich werde gebraucht, auch im Urlaub geht es nicht ganz ohne mich". Dabei ist das schiere Einbildung.
Bei Licht betrachtet dürfte es nur sehr wenige wichtige und dringende Anliegen geben, die wirklich eine Störung im Urlaub oder in der Freizeit rechtfertigen. Die vorhandenen technischen Hilfsmittel machen es natürlich sehr einfach. Schnell mal angerufen oder eine mail geschickt - wer sein Tablet und sein Handy überall dabei hat, ist auch überall erreichbar.
Wenn wir also in einer Umfrage lesen, dass fast jeder zweite Erwerbstätige in der Freizeit seine mails checkt und etwa jeder Dritte im letzten Urlaub mindestens einmal in die Dienstmail geschaut hat, dann geht ein Teil dieser ständigen Erreichbarkeit auf das Konto Status. Natürlich darf man es sich nicht zu einfach machen und das Phänomen damit herunterspielen. Auch wenn Unternehmen in ihren offiziellen Verlautbarungen betonen, dass kein Beschäftigter ständig erreichbar sein muss, gibt es doch vielfach einen subtilen Erwartungsdruck, dass man eben doch auch nach Feierabend noch für die Firma da ist. Man will Karriere machen, man will einen guten Eindruck machen oder man hat tatsächlich keine andere Wahl. Weil die Personaldecke so dünn ist, dass einfach zuviel liegen bleibt und eine vernünftige Vertretungsregelung nicht möglich ist. Das gibt es leider allzu häufig mit zunehmender Tendenz.
Was fällt den Politikern und Gewerkschaften dazu ein? Es gibt "dringenden Regelungsbedarf". Und wenn die das so formulieren, meinen sie es auch so. Es muss eine Regelung her, die diese Auswüchse verhindert. Als ob sich die Erreichbarkeit der Beschäftigten angesichts der technischen Möglichkeiten tatsächlich per Gesetz wirkungsvoll regeln ließe. Wie soll das kontrolliert und wie sanktioniert werden? Schon das altväterliche Arbeitszeitgesetz gilt als das meist übertretene Gesetz Deutschlands.
Hier können nur die Beteiligten selbst sich wirkungsvoll helfen. Die Beschäftigten, indem sie den Mut haben, ihr Handy im Hotelsafe zu lassen und dienstliche Anrufe zumindest zu bestimmten Zeiten zu ignorieren. Und die Chefs, indem sie die private Zeit ihrer Mitarbeiter respektieren und für ordentliche Vertretungs- und saubere Urlaubsregelungen sorgen.
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