In einem Interview kritisiert der Unternehmensberater und Autor Reinhard Sprenger Feedback als Instrument das "Konformität, Gefügigkeit und Unsicherheit erzeugt" (zit. n. Hohe Luft,
Beilg. Führung S. 20). Ich stimme dem von mir geschätzten Herrn Sprenger aus ganzem Herzen zu, was seine Kritik an Beurteilungssystemen - die sind hier wahrscheinlich gemeint - angeht. Ich kann ihm allerdings nicht folgen, was seine Ablehnung von Anpassung und Konformität angeht. Für ihn geht es in Feedback-Runden darum, das zu tun, "was intern gefällt" und nicht das, was "draußen beim Kunden einen Unterschied macht". Auch wenn das, besonders in formalisierten Feedback-Runden, vielfach zutreffen mag, ist es doch, bezogen auf Feedback grundsätzlich, eine Unterstellung.
Wenn sich jemand nicht "kundengerecht" verhält, muss ihm das per Feedback vermittelt werden. Insofern müssen sich die Mitarbeiter den Zielen der Organisation anpassen und die Wünsche der Kunden befriedigen. Es gibt keine Arbeit in Organisationen, die nicht Anpassung und Konformität voraussetzt. Arbeit kann noch so eigenverantwortlich und selbstständig sein, sie beinhaltet immer das Befolgen von Regeln und Anweisungen. Auch wenn ich mich nach den Wünschen meiner Kunden richte, passe ich mich an. Sprenger sagt an anderer Stelle "Ich muss auch warnen können, wenn Leistung und Gegenleistung nicht im Gleichgewicht sind. Ich muss sogar mit Ausschluss drohen können, wenn jemand mehr kostet, als er leistet." Was ist das anderes als das Einfordern von Anpassung und Konformität im Rahmen von Feedback?
Sprenger hat Recht wenn er ausgeprägte Kontroll- und "Mißtrauenssysteme" kritisiert und dafür wirbt, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern vertrauen und umgekehrt. Nur kann man nicht den Eindruck erwecken, dass es auch in einer ausgeprägten "Vertrauenskultur" ohne Anpassung und Konformität geht. Im Gegenteil, Vertrauen setzt voraus, dass ich mich verlassen kann. Als Mitarbeiter darauf, dass mein Chef fair mit mir umgeht. Und als Führungskraft, dass meine Leute ihre Leistung bringen, obwohl ich nicht ständig hinterher bin.
Das bedeutet auch, Opportunismus keinen Raum zu gewähren. Es ist für Führungskräfte verführerisch, wenn sie von schmeichelnden Mitarbeitern umgeben sind. Selbst wenn das nicht überzogen rüberkommt, muss man dafür doch sensibel sein und signalisieren, dass man sich davon nicht beeinflussen und beeindrucken läßt.
Wie immer im Leben, das Maß ist entscheidend. Darum ist kommunikative Sensibilität eine entsheidende Eigenschaft, die Führungskräfte mitbringen müssen.
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