Werden Sie Teil einer der größten Familien Deutschlands.
Mit diesem Satz wirbt die Deutsche Bahn in ihren Stellenangeboten im Netz. Er steht zwar etwas verschämt am Ende des Angebotes, so als könne man selbst nicht so recht daran glauben. Aber selbst so ein großer Laden wie die Bahn hat keine Scheu davor, sich als Familie zu bezeichnen. Dabei stellt alleine schon die Größe der Organisation den Vergleich mit der Familie in Frage. Was treibt Unternehmen in einer Zeit, in der es eine zunehmende Zahl von Singlehaushalten und Ehescheidungen gibt, immer wieder dazu das Bild von der Familie zu bemühen? Welches Familienbild hat man dabei vor Augen? Ein patriarchalisches vielleicht, in dem klar ist, wer der "Vater" ist und welche Rolle er spielt? Oder empfinden sich manche, nach Übernahmen und Fusionen, eher wie eine Patchworkfamilie?
Das für Firmen attraktive am Symbol der Familie scheint wohl das Zusammengehörigkeitsgefühl zu sein, das man damit assoziiert. Aber genau das läßt sich nicht übertragen. Denn es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen Familie und Unternehmen: in ein Unternehmen kann ich aus freier Entsheidung ein- und auch wieder austreten. Und davon machen die Menschen auch immer wieder regen Gebrauch. Von einer Familie kann ich mich lösen oder zu ihr in Distanz gehen, aber richtig los werde ich sie nie. Eine Familie hat auch nicht die Möglichkeit Familienmitglieder "abzubauen" - selbst wenn sie das manchmal gerne möchte. In Familien gibt es keine Kündigungsfristen innerhalb deren man sich von vielleicht unliebsamen oder untauglichen Angehörigen trennen kann.
Also liebe Personalmarketingkollegen, verabschiedet euch von diesem Familiengedudel. Kein einigermaßen selbstbewußter Bewerber (m/w) läßt sich davon beeindrucken. Und wenn euer Vorstand doch noch daran festhält, dann seid bitte auch so konsequent ihn beim nächsten Rationalisierungsprojekt daran zu erinnern.
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