Wie motiviert man Mitarbeiter? Mythos Motivation hat Reinhard Sprenger schon vor Jahren ein Buch betitelt und damit einen Bestseller gelandet, der auch heute noch eine empfehlenswerte Lektüre ist. Auch wenn es schon vor Sprengers Buch Erkenntnisse über die zweifelhafte Motivationskraft materieller Belohnungen gab, scheint die Zahl der Unverbesserlichen, die immer noch an deren motivierende Wirkung glauben deshalb nicht gesunken zu sein scheint. Präimensysteme, in welcher Form auch immer, scheinen unausrottbar. Um so bemerkenswerter ist deshalb der Beschluss von Bosch zukünftig auf individuelle Bonusregelungen zu verzichten und die Mitarbeiter am Unternehmenserfolg zu beteiligen. Hoffentlich findet das Beispiel Nachahmer.
Interessante Aspekte zur Motviationsfrage kann man aus der von Ernst und Young veröffentlichten EY Jobstudie 2015 herauslesen. Von 2212 befragten Arbeitnehmern waren im Schnitt 34% "hochmotiviert" und 50% "motiviert". Auch wenn nicht klar wird, was den Unterschied zwischen hoch- und motiviert ausmacht, kann man feststellen, dass über 80% der Befragten motiviert sind. Dabei sind die Älteren tendenziell motivierter als die Jüngeren. Auf die Frage, wie zufrieden sie mit ihrer Entlohnung sind ist der Anteil der Zufriedenen in keiner Altersgruppe höher wie 46% - bei den über sechzigjährigen. In jeder Altergruppe ist also mehr wie die Hälfte mit dem Entgelt unzufrieden. Trotzdem sind aber über 80% motiviert. Differiert man nach Einkommensgruppen sind nur in der Gruppe um 100.000 Euro 68% zufrieden. Bemerkenswerterweise sinkt der Anteil wieder deutlich ab, bei denen, die mehr wie 100.000 verdienen auf nur noch 55%. Gerade daraus könnte man den Schluss ziehen, dass mit steigender Höhe des Einkommens auch dessen motivierende Kraft nachlässt. Immerhin ist in diesen Gehaltsklassen die Zufriedenheit mit dem Salär etwas ausgeprägter. Es wäre interessant zu erkunden, warum denn die Beschäftigten mit dem Gehalt so schwer zufrieden zu stellen sind. Empfinden sie das Entgelt als unangemessen zu den Anforderungen des Jobs? Oder ist es einfach die generelle Unzufriedenheit im Sinne des alten Spruchs: Wer verdient schon, was er verdient?
Wie auch immer, auf die Motivationslage scheint das wenig Auswirkung zu haben. Auch wenn sie mit dem Entgelt nicht so richtig zufrieden sind, motiviert sind sie immer noch. Dazu passt auch der Befund, dass den Befragten ein gutes Verhältnis zu den Kollegen ebenso wie eine spannende Tätigkeit wichtiger sind, wie das Gehalt. Zur Motivation trägt sicher auch bei, dass 89% finden, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten. Auch wenn die Psychologen jetzt müde abwinken und daraufhinweisen, dass man seine eigene Leistung nicht in Frage stellen kann um das Selbstwertgefühl zu erhalten, kann man diese Zahl doch als positve Motivationsgrundlage werten. Besonders wenn man sie im Zusammenhang mit einem anderen Ergebnis sieht: 82% der Befragten sehen die eigene Arbeit gewürdigt. Das scheint mir in der Tat bemerkenswert. Offenbar wird doch besser geführt als manchmal geklagt wird. Damit sind wir aber bei einer ganz wichtigen Motivationsquelle: Anerkennung der Arbeit der Mitarbeiter und damit Wertschätzung. Das wirkt besser als ein attraktives Gehalt. Motivation muss kein Mythos bleiben.
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