Gleich mehrfach erreichten uns in den letzten Tagen wieder Meldungen über steigende Arbeitsbelastung, die in unterschiedlichen Formen wirksam wird. Zunächst ist es die zunehmende Erreichbarkeit. Die moderne Technologie in Form von Smartphone und Tablet fordert geradezu die Permanentnutzung heraus. Wenn schon ohne eine beruflich bedingte Notwendigkeit das Handy immer dabei und aktiv ist, liegt es nahe diese Chance der ständigen Erreichbarkeit auch beruflich zu nutzen. Selbst Menschen, die zwei Handys nutzen, eins für den privaten Gebrauch, das andere für den Arbeitgeber, lassen in den seltensten Fällen das Diensthandy zu Hause, wenn sie privat unterwegs sind.
Es vermittelt ja schon den Eindruck von Wichtigkeit, wenn man beim Treff mit Freunden zwischendurch mal mit zwei Handys hantiert und nebenbei andeuten kann, dass der Arbeitgeber immer das neueste Gerät zur Verfügung stellt. Worauf die Kumpels möglicherweise neidisch werden, weil sie keinen derart großzügigen Arbeitgeber haben. Dass das top aktuelle Smartphone sich auch am Sonntagmorgen meldet und den dringenden Wunsch des Chefs vermittelt bis Montag doch die Präsentation noch zu aktualisieren, wird lieber verschwiegen. So geben 42 Prozent der deutschen Arbeitnehmer an, dass sie auch nach Feierabend noch berufliche Mails lesen und 28 Prozent antworten auch sofort. Da sage noch einer, es herrsche keine Disziplin mehr. Die Daten stammen übrigens aus einer Umfrage der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik. Auch im Urlaub werden Handy und Tablet nicht abgeschaltet. Der Hinweis auf die Rechtslage, dass im Urlaub niemand erreichbar sein muss, hilft hier nur bedingt weiter. Es gibt ja etliche, auch gesetzliche Regelungen, die das Arbeitsverhältnis betreffen, in der Praxis ihre Wirkung aber nicht voll entfalten - siehe gerade das Arbeitszeitgesetz. Das liegt daran, dass sich nur wenige Arbeitnehmer trauen, der Erwartungshaltung ihrer Chefs entgegenzutreten. Die Führungskräfte spielen hier in der Tat die entscheidende Rolle. Sie müssen die individuelle Situation ihrer Mitarbeiter respektieren und durch ordentliche Planung und Strukturierung der Arbeit dafür sorgen, dass die arbeitsbedingten Störungen der Freizeit auf das Allernotwendigste beschränkt bleiben. Auch darin zeigt sich Wertschätzung. Sie müssen allerdings auch die Souveränität besitzen, die arbeitsbedingten Attacken auf ihre Freizeit abzuwehren. Nur helfen diese frommen Ratschläge wenig, wenn die Personalausstattung immer knapper, das Arbeitsvolumen aber immer größer wird. Gerade das wurde jüngst auch wieder vom DGB bemängelt. Auch wenn die Gewerkschaften hier durchaus interessengeleitet argumentieren, dürften sie mit ihrer Einschätzung nicht falsch liegen. Die Zunahme der Erreichbarkeit geht einher mit einer Zahl an Überstunden und einer Zunahme der Wochenendarbeit. Die Arbeit, für die, die in Arbeit sind, nimmt zu und sickert auch immer mehr in den Privatbereich.
Diese Entwicklung geht ungehindert weiter obwohl mittlerweile durch zahlreiche Studien hinlänglich bekannt ist, dass andauernde Belastung gesundheitsschädlich ist. Außerdem fördert sie nicht die Qualität der Arbeit. Nur diese Konsequenz wird weitgehend verdrängt.
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