Ist der Sonntag noch zu retten? Besonders die Kirchen aber auch Gewerkschaften führen schon seit langem einen Kampf gegen die zunehmende Beanspruchung des Sonntags durch Arbeit aber auch durch die ansteigende Zahl von sonntäglichen Events wie verkaufsoffene Sonntage oder ähnlichen Verannstaltungen, die ja für die betroffenen Beschäftigten auch wieder Arbeit mit sich bringen. So verständlich die Bemühungen der Kirchen sind, hat doch der Sonntag als Ruhetag seinen Ursprung in der biblischen Schöpfungsgeschichte, so vergeblich ist offensichtlich der Kampf. Wie die aktuellen Zahlen erneut belegen. Die Gründe liegen nicht nur in der schwindenden Bedeutung religiöser Symbole in einer säkularisierten Gesellschaft. Dabei wäre ein allgemeiner Ruhetag, an dem wirklich "nichts los ist" auch für die Work-Life-Balance gut. Aber will das wirklich jemand? Ich will gar nicht von Krankenhäusern, Polizei, Feuerwehren, Öffentlichem Nahverkehr reden. Deren kontinuierliche Verfügbarkeit ist für uns selbstverständlich. Aber uns stehen auch zahlreiche Fernsehprogramme am Sonntag zur Verfügung, wir wollen essen gehen oder ins Theater. Und auch die Zeitung am Montag muss sonntags gemacht werden. Für all das müssen Menschen am Sonntag arbeiten. Damit bekommt die Diskussion um den Sonntag auch etwas heuchlerisches. Je mehr Ansprüche wir an den Sonntag stellen, desto mehr wird er zum "normalen" Tag. Desto mehr Beschäftigte müssen dann auch an diesem Tag arbeiten, insbesondere in den Dienstleistungsbereichen.
Eine Rückkehr zu einem Sonntag, an dem wieder alles geschlossen ist, erscheint unrealistisch. Einen oder besser zwei Tage aber, an denen man nicht arbeiten muss - also auch keine mails checken oder beruflich telefonieren - sollte man sich schon gönnen. Die Arbeitswoche muss auch einmal zu Ende gehen und unterbrochen werden. Ein Wochenende ohne zwanghafte Aktivität sollte sich jeder verordnen - es muss ja vielleicht auch nicht zwanghaft der Samstag und Sonntag sein.
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