Wie erkennt man gefährdete Mitarbeiter?
Alkoholsucht ist zwar eine Krankheit, doch im Gegensatz zu anderen Krankheiten sind ihre Symptome lange Zeit nicht klar erkennbar und können von den Betroffenen auch gut kaschiert werden. Gerade im Arbeitsverhältnis ist es deshalb für Vorgesetzte - insbesondere in den Anfangsphasen, wo Einflußnahme besonders notwendig und wirksam wäre - schwer, gefährdete Mitarbeiter zu erkennen. Im Stadium der sich entwickelnden Abhängigkeit gelingt es den Betroffenen noch sehr gut, sich zu "disziplinieren" und den Alkoholgenuss so zu steuern, dass es der Umwelt nicht auffällt. Am Arbeitsplatz wird sich so jemand deshalb besonders bemühen, "normal" zu wirken. Die Frage, wann soll/muss ich als Führungskraft eingreifen, ist deshalb auch heikel. Nicht jeder, der beim Betriebsausflug oder der Weihnachtsfeier einen zuviel trinkt, ist deshalb schon Alkoholiker. Auch spekulative Gerüchte oder Plaudereien aus dem Privatleben eines Kollegen sollten den Vorgesetzten nicht zu möglicherweise unbegründeten Verdachtsgedanken motivieren. Grundsätzlich gilt, wie verhält sich der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin bei der Arbeit? Gibt es hier Auffälligkeiten? Nur das ist für den Chef relevant. Treten Leistungs- und auch Stimmungsschwankungen auf? Verändert sich das Verhältnis zu den Kollegen? Wie gehen Mitarbeiter überhaupt mit Leistungsdruck um? Sucht jemand jede Gelegenheit, um einen zu trinken und auch die Kollegen zu animieren? Wie wird mit Alkohol allgemein im Verantwortungsbereich umgegangen?Stellt man ein verändertes Arbeitszeitverhalten fest, späteres Kommen, nur noch Minus auf dem Gleitzeitkonto, dann sollten man den Betroffenen sensibel im Auge behalten. Ein längerfristiges Gleitzeitminus kann eine gute Gelegenheit sein, ein Gespräch zu führen und nach den Gründen zu fragen. Je früher der Mitarbeiter merkt, dass sein Verhalten auffällt, desto besser - auch für ihn selbst. In jedem Fall muss das Gespräch gesucht werden, wenn Leistungsmängel auftreten. Diese müssen klar adressiert werden. Wenn sich derartige Anzeichen häufen, kann auch die Frage nach dem Alkohol gestellt werden. Sie müssen allerdings damit rechnen, dass sie heftige Empörung ernten. Dann können sie als Chef souverän reagieren, sich für den Verdacht entschuldigen aber klar und eindeutig kommunizieren, dass sie dann davon ausgehen, dass die Mängel abgestellt werden. Gerade Alkoholgefährdete in den Anfangsphasen sind absolut ablehnend und zurückweisend, wenn man sie auf ihr Trinkverhalten anspricht. Dessen muss man sich bewußt sein. Wenn man jedoch einen berchtigten Anlaß hat, muss man das Thema ansprechen.
Genauso schwierig ist es für Kollegen richtig zu reagieren. Wenn man ein gutes, vielleicht sogar freundschaftliches Verhältnis hat, sollte man den Betroffenen direkt ansprechen. Auch wenn dieser zunächst ablehnend reagiert. Sie helfen ihm damit mehr als durch Wegsehen. Alternativ sollte man auch den Vorgesetzten ansprechen, wenn man einen begründeten Anlaß hat. Das hat nichts mit Petzen zu tun.
Für alle aber gilt auch: Wie sieht ihr eigenes Trinkverhalten aus?
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