In der letzten Ausgabe der ZEIT (Nr. 24) wurde eine ganze Seite dem Thema Telearbeit gewidmet. Auf sehr anschauliche Weise wurden Fakten zusammengstellt, um die Pros und Cons - wie das heute so schön im Führungssprech heißt - zu illustrieren. Hier einige interessante Beispiele:
Pro
42 Minuten brauchen deutsche Angestellte durchschnittlich, um ins Büro zu kommen.
77% der Deutschen glauben, dass sie zu Hause webiger Stress hätten.
Alle 11 Minuten wird jemand, der im Büro arbeitet, durschnittlich unterbrochen.
Contra
Angestellte, die von zu Hause arbeiten, werden deutlich seltener befördert.
Telearbeiter gelten als unzuverlässig und weniger ehrgeizig (Ergebnis einer egl. Studie)
Menschen lügen häufiger, wen sie sich nur per Mail oder Chat austauschen.
(Ergebnis amerikanischer Studie)
Arbeitnehmer, die schon zu Bürozeiten Probleme hatten, Familie und Beruf unter einen Hut zu
bringen, schaffen das auch im Homeoffice nicht.
Ohne das Phänomen der Telearbeit hier tiefer zu diskutieren, möchte ich auf einen Aspekt hinnweisen,
den man an diesem Beispiel gut beleuchten kann. So wichtig es für eine Zeitung ist, ein Thema auf anschauliche und verständliche Weise aufzubereiten und beispielsweise in einer derartigen Pro - Contra Form darzustellen, so vorsichtig sollte man sein, ein derartiges Verfahren in die unternehmerische Führunngspraxis zu übertragen. Dort passiert dann Folgendes: Der HR-Bereich wird beauftragt, eine Entscheidungsvorlage zur Einführung der Telearbeit vorzubereiten. Dieser erstellt eine knappe Power-Point Präsentation (der Vorstand will kurz und bündig und entscheidungsreif informiert werden), die die aus HR-Sicht wichtigen Pros und Cons enthält und am Ende die Empfehlung ausspricht Telearbeit einzuführen. Die Diskussion im Vorstand verläuft kontrovers. HR kann sich nicht durchsetzen und am Ende wird Telearbeit nicht eingeführt. Schade.
Wäre es nicht besser gewesen, gleich zu Beginn zu argumentieren, dass Telearbeit kein "breitflächiges" Phänomen ist, wie z.B. ein Arbeitszeitsystem, das zwangsläufig für alle Einbezigenen gleichzeitig gelten muss.
Sondern dass Telearbeit etwas ist das situativ genutzt werden muss, um richtig zu wirken, im Sinne der Beschäftigten und im Sinne des Unternehmens. Telearbeit ist ein typisches Instrument, dessen Einsatz in die Hände der Führungskräfte gehört. Diese müssen dezentral entscheiden können, ob sie es einsetzen oder nicht. Stattdessen wird allzuoft zu derartigen sinnvollen Instrumenten eine Schwarz/Weiß-Entscheidung getroffen, die Führungsspielräume einschränkt und auch nicht praxisgerecht ist.