Jetzt kommen erst mal die Verdränger: "Hört doch auf damit. Alles nur von den Medien aufgebauscht. Bei uns gibt's sowas nicht. Und wenn, ein Witzchen wird doch noch erlaubt sein." (Wenn sie die entsprechenden Wörter austauschen, passt das auch zum Thema Alkohol.) Denen sei gesagt: Ein Unternehmen ist ein Ausschnitt der Gesellschaft (gilt auch bezüglich Alkoholgebrauch) und keine Insel. Darum kann das oberste Gebot nur sein: Offenheit. Beziehen sie klar Stellung und bringen sie zum Ausdruck, dass sie in ihrem Verantwortungsbereich keine Anzüglichkeiten akzeptieren. Vor allem, wenn sie selbst Personalverantwortung haben, gehen sie mit gutem Beispiel voran. Das gilt natürlich auch, wenn sie keine Mitarbeiter haben. Auch die Kollegin freut sich nicht unbedingt über Tätscheleien.
Einige kommen auf die Idee und formulieren eine Leitlinie "über den Umgang mit Diversität". Vergessen sie es! Die hängt später an der Wand oder liegt in der Schublade und keine erinnert sich mehr daran. Also müsste als Steigerung eine handfeste Richtlinie formuliert werden in der der Umgang miteinander geregelt wird und bei Nichteinhaltung "arbeitsrechtliche Konsequenzen" drohen. Um das auch nach außen deutlich zu machen, darf zukünftig nur noch von "Beschäftigten" gesprochen werden, damit sich niemand mehr diskriminiert fühlt.
(Nebenbei: An manchen Universitäten gibt es Diskussionen darüber, ob das Studentensekretariat künftig Studierendensekretariat heißen soll.)
Arbeiten Sie mit Erwachsenen zusammen oder betreiben sie eine Grundschule?
Wir ertrinken noch in formaler politischer Korrektheit. Man kann sexistischen Anzüglichkeiten nicht dadurch begegnen, dass man die Symbolik aufpoliert. Das dahinterstehende Verhalten ist wichtig und das hängt von der inneren Einstellung ab. Auch wenn ich hier in meinem Blog peinlich genau immer von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprechen würde - was ich zugegebenermaßen aus Vereinfachungsgründen nicht tue -, sagt das nichts über meine reale Einstellung aus.
Verhalten Sie sich nur korrekt, weil es vielleicht ein Gesetz so verlangt? Verprügeln sie ihren Nahbarn nur deshalb nicht gleich, wenn er ihre Einfahrt zuparkt, weil ihnen dann eine Strafe droht? Nein, weil sie in sich die Haltung haben, dass menschliches Zusammenleben besser funktioniert, wenn man sich zumindest sachlich verständigt und weil sie auch die Achtung vor der Gesundheit des Anderen in sich tragen.
Genauso ist es bei unserem Thema. Wenn ihr Verhalten durch Wertschätzung für den Kollegen, die Mitarbeiterin geprägt ist, dann brauchen sie keine Regel, die ihnen vorschreibt, was sie zu tun oder zu lassen haben. Regeln sind meist Ersatz für menschliche Unzulänglichkeiten. Aber die Regel kann die fehlende innere Einstellung nicht ersetzen. Gerade von einer Führungskraft muss man die aber erwarten.
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