Kaum etwas aus dem Arbeitsleben wird in letzter Zeit so häufig thematisiert wie Burn-Out und damit einhergehend die Zunahme psychischer Erkrankungen. Berechtigterweise, denn die Zuwachsraten dieser Krankheitsfälle sprechen für sich, Burn-Out-Fälle in den Unternehmen treten vermehrt auf. Fraglich ist nur, ob dieser Hype dem Phänomen gut tut. Es gibt zwar etliche Unternehmen, die sich ernsthaft damit auseinandersetzen und Betreuung und präventive Massnahmen anbieten. Andererseits aber kann man den Einndruck haben, dass viele Betriebe abwehren, je mehr darüber geredet wird. "Bei uns gibt es solche Fälle nicht." "Das ist meist privat beeinflußt, da können wir sowieso nichts dran machen." "Je mehr darüber geschrieben wird, desto mehr Mitarbeiter kommen und sagen sie haben ein Burn-Out." Solche Sprüche hört man, meist hinter vorgehaltener Hand, leide auch von HR-Kollegen. In vielen Unternehmen wird der Sachverhalt noch verdrängt, ignoriert und damit auch tabuisiert. Da helfen auch die prominenten Beispiele nicht viel. Gewiss gibt es Menschen, die fühlen sich stark belastet, haben kein Burn-Out, diagnostizieren sich das aber selbst. Andererseits gibt es welche - und das ist die große Gefahr - die hat es schon getroffen oder sie sind kurz davor und versuchen es mit aller Gewalt zu unterdrücken.
Es fehlt in vielen Unternehmen und Organisationen an der Offenheit die Belastungssituation zu thematisieren. Sicher wird in vielen Krankheitsfällen dieser Art die Ursache nicht nur in der persönlichen Arbeitssituation liegen sondern in der gesamten Lebenssituation. Aber: die Arbeit nimmt einen wesentlichen Teil des Lebens ein. Und die Auswirkungen in Form von langen Krankheitszeiten treffen auch die Betriebe.
Die Unternehmen haben noch zu einseitig die Fehlzeitenquote im Blick - mit eine Folge der Key-Figure Manie. Fachleute stellen dem Absentismus den Präsentismus gegenüber. Präsentismus bedeutet, wenn Mitarbeiter zur Arbeit kommen, obwohl sie sich krank fühlen oder krank sind. Dieses Phänomen wird zu wenig beachtet oder gar auf mehr oder weniger subtile Art und Weise erwartet.
Als Führungskraft ist man hier gefordert die Arbeit im eigenen Verantwortungsbereich richtig zu organisieren.
Das wichtigste aber ist die Sensibilität für die Mitarbeiter, zu sehen wie geht es ihnen. Mit ihnen zu reden, zu spüren, ob alles in Ordnung ist. Das bedeutet nicht, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen oder gar so viel wie möglich selbst zu machen. Das bedeutet auch auf eine Belastungssituation hinzuweisen, sie zu erklären aber auch dann wieder für Entlastung zu sorgen. Vor allem kommen wir wieder auf das Vertrauen. Können die Mitarbeiter kommen und sagen: "Chef, jetzt ist es zuviel. Was können wir machen.?" Trauen sie sich ihre Situation anzusprechen?
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