Samstag, 18. Januar 2025

Unbezahlter Karenztag ?

Anmerkungen zu einer überflüssigen und falschen Diskussion

Wir haben hohe Krankenstände und als erstes Mittel fällt vielen  - allerdings nicht nur Politikern, sondern auch Unternehmensvertretern, die es eigentlich besser wissen müssten, die Einführung eines unbezahlten Karenztages ein.
Wir sehen hier wieder ein schönes Beispiel, wie ein komplexes Problem mit einfachen Lösungen bearbeitet werden soll.
Wer sich schon einmal mit der Analyse von Fehlzeiten beschäftigt hat, weiß, es gibt keine einfachen Lösungen. So gibt es offensichtlich auch zu der Wirkung von unbezahlten Karenztagen noch keine verläßlichen Studienergebnisse.
Dennoch wird munter und mit Überzeugung diese Maßnahme gefordert, auch von Menschen, die eigentlich wenig Fachkompetenz dafür mitbringen.
Bezogen auf die Senkung oder Vermeidung von Fehlzeiten gibt es keine allgemein gültigen Lösungen. Die Lösung, die in einem Betrieb erfolgreich ist, muss es in einem anderen noch lange nicht sein. Das gilt sogar runtergebrochen auf Abteilungen. Was in einem Bereich erfolgreich bei der Senkung von Fehlzeiten war, muss es in einem anderen noch lange nicht sein.
Auch wenn hohe Krankenstände aktuell ein weit verbreitetes Phänomen zu sein scheinen, sollte man nicht der Versuchung verfallen, dieses mit einer Gießkannenaktion zu bewältigen.
Fehlzeiten können wirkungsvoll nur unternehmensbezogen angegangen werden.
Voraussetzung dafür ist in jedem Fall eine differenzierte Analyse. Die Krankenversicherungen bieten hier gute Instrumente in Form von Fehlzeitenreports an.
Einbezogen werden müssen dabei Fragen nach den Arbeitsbedingungen und auch dem Führungsverhalten. Aber auch dabei sollte man sich vor monokausalen Erklärungsversuchen hüten. Nach dem Motto: hohe Arbeitsbelastung gleich hohe Fehlzeiten.

Eine wichtige Voraussetzung muss allerdings in jedem Fall gegeben sein: wertschätzende Führung. Die Chefin muss mit ihren Leuten im Gespräch sein. Sie muss merken, ob es Belastungssituationen gibt. Wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, nur funktionieren zu müssen, kaum oder gar keine Anerkennung für ihre Arbeit bekommen, dann wird schnell mal krank gefeiert.
Wenn die Führungskraft selbst unorganisiert ist, sorgt das auch bei den Mitarbeitenden für Stress, aber auch ein Kontrollfreak als Chef erzeugt Druck und damit Belastung.
Es hängt viel von ab Führungssituation ab - aber nicht alles.

Begleitend kann auch ein professionelles Gesundheitsmanagement zur Verhinderung von Fehlzeiten beitragen. Das muss nicht nur Großbetrieben vorbehalten sein. Viele Institutionen, Krankenkassen, Berufsgenossenschaften und externe Dienstleister bieten hier Dienstleistungen an. Richtiges Sitzen, Tragen und Heben beispielsweise kann man schon in der Berufsausbildung mit geringem Aufwand vermitteln.



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