Weil Führung systematisch entpersonalisiert wird
Wenn man eine Geschichte der Führung in Unternehmen schreiben wollte, käme man nicht umhin, einen Trend zum Verlust hin festzustellen. Führung scheint zunehmend verloren zu gehen. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Führen keine geliebte Tätigkeit ist. Es ist für viele zwar reizvoll eine Führungsposition zu haben, Chefin zu sein, im Organigramm aufzutauchen, aber die damit zusammenhängende Führungsarbeit wird dann gerne eher nebenher gemacht. Unter anderem dieser Effekt hat dazu geführt, dass eine Reihe von Instrumenten entwickelt wurde, die die Führungskräfte bei diesem Teil ihrer Arbeit entlasten sollen. Die Zunft der Personalerinnen und Personaler - unterstützt von einer Heerschar von Beratern - hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen diesen Trend zu befeuern.
Darüberhinaus unterliegt die Führungsarbeit, wie alle anderen Arbeiten in Unternehmen auch, dem Druck der Optimrung und Rationalisierung.
So entstanden zum Beispiel Beurteilungs- und Zielvereinbarungssysteme, aber auch Arbeitszeitsysteme sind hier zu nennen. Sie sollen bei der Führungsarbeit entlasten, gleichzeitg übernehmen sie, sozusagen schleichend, Elemente des eigentlichen Führens. Natürlich werden dabei die Möglichkeiten der technischen Entwicklung genutzt. Optimiert werden die Tools, aber nicht die Führungsarbeit selbst.
Aber auch Entwicklungen, die unter dem Etikett der Selbstbestimmung, Enthierarchisierung oder Demokratisierung in Unternehmen stattfinden, bergen die Gefahr der Entpersonalisierung von Führung. Wo Teams Entscheidungen treffen, versickert persönliche Führungsverantwortung. Alternativ wird Führung auf einen detaillierten Formalismus von Regeln und Strukturen verlagert wie beispielsweise mit den agilen Methoden.
Doch Führung läßt sich nicht einfach optimieren oder wegrationalisieren wie ein überflüssig gewordener Produktionsprozess. Gerade wenn die Komplexität zunimmt, die Veränderungen schneller kommen und der Orientierungsbedarf bei den Beschäftigten zunimmt, wird Führung gebraucht. Und diese Führung muss persönlich ausgeübt werden, von Menschen, die bereit sind, Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen.
Was muss geschehen, um diesen Trend zur Entpersonalisierung von Führung zu stoppen?
Führung ist in Organisationen notwendig und muss persönlich ausgeübt werden.
Eine entscheidende Voraussetzung ist, dass Führung gewissermaßen als natürliches Phänomen in Organisationen wahrgenommen wird. Sie muss persönlich ausgeübt werden und kann nicht auf Systeme oder Tools übertragen werden.
Führung muss als wertschätzende Führung verstanden werden.
Dieser liegt ein Menschenbild zugrunde, das die Beschäftigten als eigenständige, eigenverantwortliche Personen wahrnimmt, das ihnen das zutraut, was sie machen sollen und die Rahmenbedingungen dafür zur Verfügung stellt.
Abschaffung aller Instrumente, die Führungsarbeit "erleichtern" oder gar ersetzen sollen - auch in ihren digitalisierte Formen.
Besonders trifft dies auf die Instrumente des sogenannten Performance Managements zu. Das ist reine Führungsarbeit, die ohne Formalismen ausgeübt werden muss und auch ausgeübt werden kann.
Eine ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Trend zur Entpersonalisierung finden sie in
Armin Zisgen, Rettet die Führung, www.tredition.de, 248 S. als Print oder E-Book erhältlich.
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