"Je größer der Erfolg, desto größer die Freiheitsgrade für die Belegschaft"
Dieses Zitat des Unternehmers Reinhold Würth ist einer PR-Veröffentlichung des gleichnamigen Unternehmens entnommen. Darin wird die Attraktivität von Würth als Arbeitgeber gepriesen. Schlagworte wie 'New Work' und 'Agiles Arbeiten' dürfen selbstredend nicht fehlen. Ebenso wenig überrraschend ist, dass man sich auch mit 7.900 Beschäftigten noch zuschreibt, "im Herzen ein Familienunternehmen" geblieben zu sein. Von daher liegt dann auch der in solchen Darstellungen schon nicht mehr originelle Satz nahe "Im Mittelpunkt steht der Mensch".
Verblüffend in dieser Personalmarketing-Biederkeit ist in der Tat die Ehrlichkeit des obigen Zitats. Bedeutet es doch im Umkehrschluß, dass die Freiheitsgrade in dem Maße wieder abnehmen, wie der Erfolg sinkt. Damit sind wir beim Kernsatz betriebswirtschaftlichen, unternehmerischen Handelns. Wenn "am Ende des Tages" das Ergebnis nicht stimmt, ist nicht nur Schluß mit den Freiheitsgraden, sondern auch mit einigem Anderen. Wobei "Ergebnis nicht stimmt" auch mal heißen kann, dass statt 10 nur 5 % Rendite erwirtschaftet wurden. Dann steht der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt, sondern wie es in dem alten Kalauer heißt, jedem im Wege und wird wegrationalisiert.
Es ist notwendig, dass ein Unternehmen ein positives Ergebnis erwirtschaftet. Das ist das Ziel, das im Mittelpunkt unternehmerischen Handelns steht. Vielen Unternehmen kommt es darauf an, dieses Ergebnis kontinuierlich zu verbessern. Auch das bringt das Zitat von Herrn Würth zum Ausdruck. Wenn die Beschäftigten an dieser Entwicklung fair beteiligt werden, ist auch dagegen wenig einzuwenden.
Aber warum tun sich Unternehmen so schwer, diesen Mechanismus ehrlich zu kommunizieren? Das Ergebnis steht im Mittelpunkt und leider nicht der Mensch. Warum stilisiert sich ein Unternehmen mit fast 8.000 Mitarbeitern zur Familie? Die Arbeitsbedingungen werden nicht schon dadurch besser, dass dass es sich um ein Familienunternehmen handelt. Eine solche Großorganisation weist keinerlei Ähnlichkeit mit einer Familie mehr auf.
Vielleicht sollten die Personalmarketingleute von Würth das Zitat ihres Chefs in den Mittelpunkt ihrer Kommunikation stellen und aufzeigen, wie Unternehmenserfolg und Arbeitsbedingungen bei Würth zusammenhängen. Auch Ehrlichkeit kommt bei Bewerber*innen gut an.
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