Zugeschrieben wird der schöne Satz dem israelischen Managementvordenker E.M.Goldratt. Was fällt uns dazu ein?
Zunächst, er passt in unsere Zeit der Key Figures und des Self Tracking, des Bestrebens alles messen und so auch optimieren zu wollen. Banal daran ist, dass man sich fast selbstverständlich nach einer Kennzahl richtet, wenn man eine solche - aus welchen Gründen auch immer - vorgehalten bekommt. Vorausgesetzt, diese Zahl ist mit irgendeinem Ziel verbunden, niedrigeres Gewicht, mehr Geld, schnelleres Fahren usw.. Es weckt unseren Ehrgeiz, etwas etwas 'besser' zu machen. Wenn es dann noch mit einem Wettbewerbsgefühl verbunden ist, ist dieser Ehrgeiz noch ausgeprägter. Von daher ist es nicht überraschend, dass man sich so verhält, wie man 'gemessen' wird.
Wenn wir den Satz auf Zielvereinbarungen anwenden, wird aber auch seine Ambivalenz deutlich. Einerseits will die Zielvereinbarung bewußt steuern, also sich den oben beschriebenen Effekt nutzbar machen. Andererseits wird dadurch aber auch Aktivität eingeschränkt. Ich versuche die Ziele zu erreichen und konzentriere meine Arbeit darauf. Dabei kommen möglicherweise andere, auch notwendige Aufgaben zu kurz. Diese Effekt wird verstärkt, wenn die Zielerreichung mit Prämien verbunden ist. Wenn ich am Anfang des Jahres ein Ziel vereinbare und einige Monate später tritt ein unvorhergesehenes Ereignis ein, dass mit dem Ziel kollidiert, gerate ich in einen Konflikt. Gefärde ich meine Prämie und bearbeite das neue Ereignis, oder schiebe ich diesen Vorgang auf, was aber möglicherweise schädlich für die Organisation ist?
Die Zielvereinbarung macht Verhalten vorhersehbar. Indem sie es aber auch lenkt, kanalisiert sie es, engt es ein und fördert Opportunismus. Ob das auch innovationsfördernde Kreativität begünstigt, ist eine weitere Frage.
Der Satz könnte uns aber auch zu einigen kulturkritischen Gedanken anregen. Warum lassen wir es zu, dass unser Leben zunehmend vermessen wird? Warum machen wir uns selbst zu willfährigen Knechten dieser Entwicklung und unterwerfen uns freiwillig dem Self-Tracking? Leistung, egal in welchem Bereich läßt sich nicht bedingungs- und grenzenlos optimieren. Auch das Streben nach körperlicher Fitness kann schnell ins Gegenteil umschlagen. Gesundes Selbstbewußtsein braucht keine Kennzahlen an denen es sich hochhangeln muss.
Dieser Mess- und Optimierungsehrgeiz zeigt auch, wie weit weg die New Work Bewegung von der realen Arbeitswelt ist. Die Verkündigung ihres Propheten Bergmann, jeder soll das machen, was er wirklich, wirklich will, klingt als Heilsversprechen zwar ganz gut, perlt an der Realität aber wirkungslos ab. Das Netz der Key Figures wird immer dichter und erzeugt Dank digitaler Unterstützung eine hochwirksame Steuerungsmechanik. Verkleidet in die zunehmende Freiheit, Zeit und Ort der Leistungserbringung weitgehend selbst bestimmen zu können, entfaltet sie ihren Einfluß ganz subtil und kann den Beschäftigten dabei noch das Märchen von der hierarchiefreien Arbeit ins Ohr säuseln.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen