Wie erklärt sich eigentlich der Widerspruch zwischen dem aktuell immer wieder beklagten Fachkräftemangel und der für die Zukunft der Arbeit propagierten Erwartung, dass man im von Projektarbeit geprägten digitalen Zeitalter bereit sein muss für häufig wechselnde Projektarbeit unter Umständen sogar mit Phasen freiberuflicher Arbeit?
Gehen die Trendgurus davon aus, dass in der Arbeitswelt 4.0 ein Überbedarf an Fachkräften herrscht? Und diese Wissensarbeiter bereit sind sich die Arbeitsbedingungen nach Belieben diktieren zu lassen? Womit wir beim nächsten Widerspruch wären. Gerade die Wissensarbeiter, so heißt es immer wieder, können die Bedigungen "auf Augenhöhe" aushandeln und sich aussuchen, wie und wo sie arbeiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die dann bereit sind als digitale Nomaden für unsichere Zeitjobs um den Globus zu ziehen.
An einem Trend dürfte sich doch so schnell nichts ändern: die Unternehmen werden versuchen, die Fachkräfte, an denen wirklich Mangel herrscht, nach Kräften zu halten.
Dagegen spricht auch nicht, dass insbesondere der Öffentliche Dienst und manche Branchen - z.B. Medien - sehr ausgeprägt mit befristeten Arbeitsverträgen oder Teilzeitverträgen arbeiten. Insofern gibt es tatsächlich eine Zunahme an prekären Arbeitsverhältnissen.
Die gesuchten Kräfte, z.B. Maschinenbauingenieure oder Zerspanungsmechaniker (es sind halt auch nicht immer die Wissensarbeiter) werden bei denen auch nicht anheuern.
Es wird einen Megatrend in der Arbeitswelt geben: den der Ungewissheit.
Es wird eine Zunahme an befristeten oder selbstständigen "Projekttätigkeiten" geben.
Das klassische "feste Arbeitsverhältnis" wird aber keinesfalls aussterben.
Mangelberufe von heute werden möglicherweise morgen keine mehr sein - und umgekehrt.
Ob und wenn ja, wieviele Arbeitsplätze durch Digitalisierung entbehrlich werden, kann heute niemand seriös vorhersagen.
Auch die immer wieder herbeigeschriebene Generation Y hat die Arbeitswelt bisher nicht revolutioniert. Also Vorsicht mit der Ankündigung von Revolutionen.
Aber da die Unübersichtlichkeit und Komplexität zunehmen, wird auch die Zahl der Gurus ansteigen, die immer wieder neue Megatrends prognostizieren.
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