Mir sind immer wieder Typen begegnet - jüngere wie ältere - , die auf eine bestimmte Art mit ihrer verhinderten Karriere haderten. Meine Beispiele sind natürlich nicht repräsentativ, aber da sie bestimmte Ähnlichkeiten aufweisen, wäre es interessant, zu fragen, ob dahinter ein breiteres Phänomen steckt.
Als Gemeinsamkeit ist mir aufgefallen, dass es engagierte Mitarbeiter (ich habe nur männliche Exemplare kennengelernt, deshalb kann ich hier ruhigen Gewissens ausschließlich die männliche Form benutzen) waren oder sind, die "einen guten Job machen". Gemeint ist hier, dass sie tatsächlich "gut" sind und sich das nicht nur einbilden. Dass der Eingebildete berechtigterweise keine Karriere macht und darüber hadert, können wir hier außer acht lassen. Möglicherweise aber fängt damit, dass es tatsächlich Leistungsträger sind, das Problem an. Denn vielleicht haben sie an irgendeinem Punkt ihrer Entwicklung das Gefühl entwickelt nicht genug Anerkennung für ihre Leistung zu bekommen. Was bei den mir bekannten Beispielen nicht an äußeren Motivationsfaktoren wie Geld oder ähnlichem gelegen hat. An dem Punkt wird deutlich, dass Anerkennung zu zollen manchmal schwierig ist. Die von mir beschriebenen Zeitgenosssen leben in dem Bewußtsein einen guten, wenn nicht so gar tollen Job zu machen. Sie erwarten folglich auch, dass ihnen das kontinuierlich bestätigt wird. Das fällt selbst dem gutwilligsten Chef schwer. Wenn es dann einmal vorkommt, dass auch der "Top Performer" etwas nicht richtig macht und er dafür kritisiert wird, fällt es ihm schwer die Kritik anzunehmen. Damit sind wir bei einer weiteren Gemeinsamkeit: die beschriebenen Kollegen tun sich schwer mit Kritik. Das kann dann schnell in Besserwisserei umschlagen: "Die anderen haben keine Ahnung." Nun kommt Besserwisserei in den meisten Organisationen nicht gut an. Wenn sie dann noch, wie in meinen Beispielen, von sehr selbstbewußten und durchsetzungsstarken Typen zur Schau gestellt wird, kann das zu Konflikten - auch mit dem Chef - führen. In keinem Fall aber fördert es die Karriere. So auch in diesen Fällen. Die richtige Karriere wollte sich nicht einstellen. Was von den Kollegen nach außen allerdings so dargestellt wird, als hätten sie sowieso überhaupt kein Interesse daran sich weiter zu entwickeln. Die aber immer wieder mit zunehmender Tendenz geäußerte Unzufriedenheit und Kritik am Unternehmen läßt allerdings vermuten, dass sie nicht mit sich im Reinen sind, was ihre berufliche Entwicklung anbelangt.
Ein letzte Parallele zwischen diesen Fällen ist vielleicht die merkwürdigste. Bei aller Kritik an ihrem Unternehmen schaffen sie den Absprung nicht. Wenn ich im Unternehmen über längere Zeit unzufrieden bin, sollte ich es vielleicht einmal woanders versuchen. Die von mir beschriebenen Fälle schaffen es bestenfalls sich intern zu bewerben und auch zu verändern. Mit dem Effekt, dass schon bald das Hadern wieder anfängt.
Kann man als Chef oder Personalentwickler eine derartige Entwicklung verhindern? Vielleicht in dem man schon viel früher auch Leistungsträger konstruktiv kritisch begleitet, als nur auf ihre Wünsche einzugehen und sie zu pampern, nur dass sie nicht woanders hingehen.
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