Noch einige Gedanken zur Gallup-Studie
Seit über einem Jahrzehnt ermittelt die Unternehmensberatung Gallup die Befindlichkeit der Beschäftigten (s. Post v. 26.3.). Über die ganze Zeitspanne hin haben sich die Ergebnisse kaum verändert. Mehr oder minder zwei Drittel der Arbeitnehmer haben nur eine geringe Bindung an ihren Arbeitgeber, 15 bis 20% sogar innerlich gekündigt.Wenn über einen so langen Zeitraum sich immer ähnliche Ergebnisse zeigen, muss man sich natürlich fragen, woran liegt das? Warum ändert sich nichts?
Trotz all der immer weiter perfektionierten Performance-Management-Systeme, trotz aller Trainings und Predigten, vor allem in gedruckter Form, mangelnde Wertschätzung und fehlendes oder zu wenig Feed-Back sind immer noch die wesentlichen Defizite, die von den Arbeitnehmern beklagt werden. Damit haben sich Führungskräfte seit je schwer getan. Dem Mitarbeiter Kritik, aber auch Lob, in fairer, verständlicher und hilfreicher Form zu vermitteln, ist nicht ganz einfach. Aber es läßt sich auch lernen.
Die interessante Frage wäre nun, wenn sich die Chefs wirklich bessern, würden sich dann auch diese Umfragewerte bessern? Natürlich erwarten die Mitarbeiter Anerkennung und Wertschätzung, aber würde sich damit auch automatisch die emotionale Bindung erhöhen? Mit Recht weisen die Kritiker der Gallup-Untersuchung daraauf hin, dass das Verhalten des Chefs nicht der einzige Einflußfaktor auf die Bindung zum Unternehmen ist.
Vielleicht ist dieser Befund, auch weil er sich immer wieder bestätigt, einfach nur die Spiegelung eines Normalzustandes. Die meisten von den ca. 70% der Beschäftigten, die nur eine geringe Bindung zu ihrem Arbeitgeber kund tun, machen wahrscheinlich trotzdem ihren Job ordentlich. Sie bewerben sich vielleicht zwischendurch mal bei einem anderen Unternehmen und manche wechseln dann auch, aber auch das ist "normal".
Man kann die Forderung nach emotionaler Bindung der Mitarbeiter an ihr Unternehmen also ruhig etwas tiefer hängen. Sie sollen ordentlich, selbständig und eigenverantwortlich arbeiten. Aber gerade dafür ist wertschätzende Führung mit offenem Feed-Back notwendig. Und wer die Möglichkeit hat, so zu arbeiten, der blebt vielleicht auch länger dabei.