Mittwoch, 7. September 2016

IG Metall fordert mehr selbstbestimmtes Arbeiten

Dieser Tage wurde in der Presse über ein Gespräch berichtet, dass der IG-Metall Chef Hofmann mit der Deutschen Presse Agentur geführt hat. Darin ging es um die Forderung der Gewerkschaft nach mehr Selbstbestimmung am Arbeitsplatz. Die IGM hat dafür auch schon ein griffiges Motto: "Jetzt sind wir dran." Schaut man näher hin, geht es dabei allerdings vor allem um Arbeitszeit. Dazu soll im nächsten Jahr eine Umfrage unter den Beschäftigten durchgeführt werden. Arbeitszeit war schon immer - auch berechtigterweise - ein Lieblingsthema insbesondere der IGM. Arbeitszeit ist auch ohne Zweifel ein Thema, wenn über Selbstbestimmung bei der Arbeit gesprochen wird. Die Diskussion darüber sollte jedoch nicht darauf verkürzt werden.

Redlicherweise sollte man auch davon ausgehen, dass selbstbestimmtes Arbeiten in der arbeitsteiligen Organisation eines (Groß)-Unternehmens nur sehr eingeschränkt möglich ist. Was Arbeitsinhalt, -zeit und -organisation angeht, können die Beschäftigten allenfalls mitbestimmen. Nicht umsonst wabert ja aktuell immer wieder der Wunsch nach mehr Demokratie in Unternehmen durch die Medien. Eine Forderung, die man im übrigen von den Gewerkschaften nicht hört. Was nicht erstaunlich ist, realisiert sich doch die von ihnen geforderte Selbstbestimmung im Rahmen der gesetzlich und tarifvertraglich geregelten "Mitbestimmungsorgane und -prozeduren". Wirkliche Demokratie im Unternehmen würde die Funktion traditioneller Betriebsräte radikal hinterfragen. Wirklich selbstbestimmt arbeitende Beschäftigte bräuchten die schützende Hand der Gewerkschaft nicht mehr. Dieses Dilemma ist den Gewerkschaften durchaus bewußt. Sie tun sich schwer, zu differenzieren, dass es Arbeitnehmergruppen gibt, die ihr Schicksal, oder zumindest Teilaspekte davon, selbst in die Hand nehmen wollen und dies auch können. Vor dem Hintergrund, dass es andererseits genügend prekäre Arbeitsverhältnisse gibt, könnten die Gewerkschaften ihre Fürsorge auf diese konzentrieren und ansonsten tatsächlich flexiblere individuellere Gestaltungsspielräume zulassen.
Insofern ist es verständlich und auch richtig, dass die IGM sich auf die Arbeitszeit konzentriert.
Mehr dazu im nächsten Post.


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