Das klassische Arbeitsverhältnis tritt so langsam seinen Weg ins Museum für Industriegeschichte ein. So jedenfalls wollen es die Gurus wissen, die in die Zukunft der Arbeit blicken. Doch was sie dort zu erblicken meinen können sie zwar in wohlklingenden Worten beschreiben, inhaltlich sehr belastbar ist es allerdings nicht. Beispielhaft können dafür wieder die 25 Thesen zur Zukunft der Arbeit herhalten, von Telekom und Uni St. Gallen verfasst, die ich im letzten Post bereits erwähnt hatte. Sie sind auch deshalb ein gutes Beispiel, weil sie im Grunde wenig Neues bieten sondern das wiederholen, was zu diesem Thema schon vielfach gesagt und geschrieben wurde.
In These 3 wird zum Arbeitsverhältnis der Zukunft gesagt, dass "Unternehmen....immer weniger auf die dem Unternehmen fest verbundene Workforce zurückgreifen....Globale Transparenz von Skills und Verfügbarkeiten hoch qualifizierter Fachkräfte führen zu einem "hiring on demand". Das Arbeitsverhältnis wandelt sich zum Arbeitseinsatz." In These 1 heißt es, "..es entstehen Arbeitsplätze ohne eindeutige organisatorische Zugehörigkeit.." Gewiss beaobachten wir schon heute eine Zunahme von Tätigkeiten, die internetbasiert ohne feste räumliche und vertragliche Anbindung an eine Unternehmensorganisation durchgeführt werden. Doch wie lassen sich damit die hochqualifizierten Fachkräfte - Wissensarbeiter - , von denen auch in den Thesen immer wieder die Rede ist, motivieren? Geben sie sich mit der großen Freiheit, in keine Organisation eingebunden zu sein, stattdessen aber Mitglied - was immer das dann heißt - einer "Special Interest Community" zu sein, zufrieden? Oder streben sie nicht ein verläßliches, ihrer Qualifikation entsprechendes, möglichst attraktives Einkommenspaket mit persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten an? Ganz abgesehen von der sozialen Absicherung. wie sieht die in der Zunkunft der Arbeit aus? Auch hier die große Freiheit? Die Digital Natives sind clever und selbständig genug, dafür selbst zu sorgen.Wer das nicht tut, ist selber schuld. Aber gerade dann muss ein zuverlässiges und ordentliches Einkommen vorhanden sein. In dieser neuen Welt werden die Organisationen gewinnen, die ihren Mitarbeitern verläßliche Perspektiven bieten ohne dabei ihre Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit einzuschränken.
Was beobachten wir denn heute? Eine Zunahme der Arbeitsbelastung, eine weitergehende Aufhebung der Trennung zwischen Arbeits- und Privatsphäre. Immer mehr prekäre Arbeitsverhältnisse. Wenn man hinter die wohlklingenden Formulierungen dieser 25 Thesen schaut, dann beschleicht einen schnell das Gefühl, dass das in der Tat schon ein handfester Trend ist - hoffentlich wird es kein Megatrend.
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