Freitag, 25. September 2015

Die Zukunft der Arbeit

Wieder einmal wurden dazu Megatrends verkündet. Diesmal sogar stolze 25, verfasst von der Telekom und der Uni St. Gallen, zu lesen in der vergangenen Woche bei HRMonline. Die Experten prognostizieren nichts weniger als die Auflösung der Organisation und fordern natürlich: HR muss handeln. Worin dieses Handeln bestehen soll und warum nur HR dies soll, wurde nicht weiter ausgeführt.
Ich verkünde hier auch mal einen Megatrend: Die Orgaisation wird sich nicht auflösen.
Was dafür spricht? Sie hat sich bisher auch nicht aufgelöst. Man kann ja wirklich nicht sagen, dass es seit dem Beginn der Industrialisierung keinen technischen und gesellschaftlichen Wandel gegeben habe. Es gibt aber bis heute in allen Unternehmen organisatorische Strukturen. Auch die haben sich natürlich gravierend gewandelt und das werden sie auch weiter tun, aber sie werden sich nie auflösen. Die Erstellung von Produkten und die Erbringung von Dienstleistung ist ohne ein Mindestmaß an Organisation nicht möglich. These 1: "Die neue Arbeitswelt ist geprägt durch Netzwerke. Standardisierte Back-End-Prozesse werden zwischen Unternehmen geteilt, ohne dass dies für Kunden oder Mitarbeiter sichtbar ist. Dadurch entstehen Arbeitsplätze ohne eindeutige organisatorische Zugehörigkeit und Produkte ohne eindeutige Absender."
Will man als Kunde Produkte kaufen ohne eindeutige Absender? Will man als Arbeitnehmer einen Arbeitsplatz ohne eindeutige organisatorische Zugehörigkeit? Zumindest möchte man wissen, woher man sein Geld bekommt und wo man dafür die erbrachte Leistung abliefern muss. Wie geht das ohne Organisation?
Wenn Verfasser von Megatrends mit einer gewissen Phantasielosigkeit geschlagen sind, ist das ein ziemliches Handicap. Es ist aber in der Tat phantasielos, das Netzwerk als prägend für die neue Arbeitswelt zu bezeichnen. Ohne zu präzisieren, was man darunter versteht und welche Konsequenzen das beispielsweise für einen Produktionsprozeß hat, bleibt es schlicht ein leeres Schlagwort. Ganz abgesehen davon: was ist ein Netzwerk anderes als eine Form von Organisation? In These 4 kommt dann auch die Organisation wieder vor: "Organisationen strukturieren sich nicht mehr entlang von Organigrammen. Komplexe IT-Systeme geben standardisierte Abläufe und Organisationsformen vor. Es ist billiger, die Organisation an die Software anzupassen ais die Software zu individualisieren...." So ernst meinen es die Autoren mit der Auflösung der Organisation dann doch nicht. Als plakative Headline macht sich das Schlagwort ganz gut. Nur muss dann irgendwann auch etwas Substanz folgen. Dann muss sich einer dieser Zukunftsdeuter einmal die Mühe machen und diese sogenannten Megatrends konsequent durchdeklinieren, um zu sehen, was sie eventuell für Folgen haben. Es ist wahrscheinlich, dass sich Arbeitsbedingungen gravierend ändern werden und dass die in den Thesen beschriebenen Trends dabei eine Rolle spielen. Nur wenn man solche Thesen formuliert sollte man wenigstens darauf achten, dass sie untereinander stimmig sind und nicht widersprüchlich.

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