Marketing kann jeder. Beliebte Sprüche, die sie sicher auch schon öfter gehört haben. Die meisten Personaler haben im Laufe ihres Berufslebens gelernt damit umzugehen. Leider aber oft mit achselzuckender Resignation anstatt mit Selbstbewußtsein. Etwas von diesem Spruch steckt auch immer in der Forderung nach mehr Seiteneinsteigern ins Personalwesen. In HR gäbe es zuviele oder fast ausschließlich Kaminkarrieren. Wer einmal in der Personalabteilung anfängt, der bleibt sein Berufsleben dabei, anstatt sich auch einmal den angeblich rauheren Wind in anderen Funktionen um die Ohren wehen zu lassen. Umgekehrt wollen Mitarbeiter aus anderen Abteilungen nicht ins "Personal" und die Personaler selbst seien auch nicht offen genug dafür. Als ob es in anderen Fachabteilungen nicht im selben Ausmaß Kaminkarrieren gäbe.
Diese kontern aber sofort mit der bei ihnen benötigten Fachkompetenz. Einen Mitarbeiter aus der Finanzabteilung kann man nicht so einfach zum Produktionsmann umschulen - erst recht nicht einen aus der Personalabteilung. (Nebenbei bemerkt: Ich habe einmal eine studierte Pädagogin kennengelernt, die als Schichtführerin in der Produktion eines Markenartiklers gearbeitet hat. Vorher war sie dort in der Personalentwicklung.) Die Personalleute allerdings bestätigen mit selbstmitleidigem Bedauern meist nur, dass die Guten - was immer das heißt - nicht ins Personalwesen wollen. Das zeige sich schon bei Absolventen. Anstatt mit gesundem Selbstbewußtsein auf die Anforderungen an Professionalität und Kompetenz hinzuweisen, die Personalarbeit verlangt. Dass Entgeltabrechnung und alle damit zusammenhängenden "administrativen" Aufgaben spezielle Fachkenntnisse voraussetzen, wird auch "von außen" noch zugestanden. Dass Personalmarketing mehr ist als das Texten von Stellenanzeigen sondern beispielsweise auch die Kenntnis und Einschätzung der Entwicklung auf dem Arbeitmarkt und ein differenziertes Wissen über die verfügbaren Qualifikationen beinhaltet, wird gerne übersehen. Und auch dass Personalentwicklung ein hohes Mass an Methodenkenntnis und -anwendung verlangt und nicht nur das verständnisvolle Reden mit den Mitarbeitern beinhaltet, sehen viele nicht. Schließlich das Feld der betrieblichen Mitbestimmung. Die konstruktive Pflege der Beziehung zu der institutionalisierten Arbeitnehmervertretung verlangt ein hohes Mass an Professionalität. Wie schwierig gerade dieser Aufgabenbereich sein kann, sieht man an der Hilflosigkeit mit der viele Führungskräfte darin herumstolpern. Ungeschicktes Verhalten gegenüber Betriebsräten und auch Gewerkschaften kann sich zum Nachteil des Unternehmens auswirken. Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Seiteneinsteiger ohne Vorkenntnisse und Erfahrungen tun sich da schwer. Ich will hier keinesfalls Kaminkarrieren das Wort reden. Wechsel zwischen Funktionsbereichen sind grundsätzlich zu begrüßen. Mein o.a. Beispiel der jungen Pädagogin aus der Produktion zeigt auch dass es funktionieren kann. In kaum einem Fall aber dann, wenn man es im Rahmen eines Job-Hopping mit Phasen von maximal zweijährigem Verbleib in einer Abteilung betreibt. Den Personalern jedenfalls stünde es gut an, wenn sie ihre Profession mit mehr Selbstbewußtsein "verkaufen" würden. Das setzt aber auch voraus, dass sie diesen Ansprüchen auch selbst gerecht werden.
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