Fuck-Up-Nights gibt es nun auch bei uns und sie finden natürlich sofort ihren Widerhall in den Medien. Die Idee finde ich gut. Gescheiterte Unternehmer und Selbstständige berichten dem Publikum über ihr Scheitern und die Gründe dafür. Damit diejenigen, die sich vielleicht auch selbstständig machen wollen, aus ihren Fehlern lernen können. Positiv ist aber auch, dass die Gescheiterten ihre Fehler und ihr Missgeschick öffentlich machen und darüber reden.
Wie sieht es mit dem Scheitern in Unternehmen und anderen Organisationen aus? Kommt der Begriff im Management-Vokabular überhaupt vor? Ich kann mich nicht erinnern, einmal einen Manager gehört zu haben, der von sich sagt, dass er gescheitert sei. Bei Trennungen von Vorstandsmitgliedern, die genau aus dieem Grund zustande gekomen sind, wird darauf geachtet, dass man im "besten Einvernehmen" auseinander gegangen sei. Selbst bei den nicht allzu selten vorkommenden Entlassungen von Fußballtrainern werden die Fachkompetenz des Geschaßten und seine Persönlichkeit gelobt. Von den Betroffenen selbst hört man auch selten Worte des Eingeständnsisses.
Doch es muss ja nicht gleich ums Scheitern gehen. Wie sieht es eine Stufe tiefer aus, bei den Fehlern? Da gibt es nach meiner Erfahrung durchaus positiv wirkende Verhaltensweisen. Ich habe selbst in Unternehmen arbeiten dürfen, in denen noch der Satz galt. "Bei uns wird einem nicht gleich der Kopf runter gemacht bei einem Fehler". Oft wird diese Kultur allerdings getragen von dem individuellen Verhalten der Vorgesetzten, die mit einem augenzwinckernden "Schwamm drüber" den Fehler des Mitarbeiters verzeihen. Nur an die große Glocke sollte man es nicht hängen. Der Chef-Chef muss ja nicht unbedingt erfahren.
Durch diese menschliche Reaktion wird die "offene" Fehlerkultur natürlich auch nicht gefördert. Ansonsten greift dann wieder die Beschönigungslyrik, die man von oben gelernt hat.
Noch ausgeprägter wird dieses Verhalten, wenn man die dritte Stufe des Versagens betrachtet: ein Ziel wurde nicht erreicht. Dabei muss es noch nicht einmal um das formal vereinbarte Ziel gehen. Da wird natürlich mit allen Argumenten diskutiert, um die Prämie zu retten. Ein Auftrag wurde nicht oder zu spät erledigt, ganz vergessen oder falsch ausgeführt. Wie schwer fällt es uns, das einzugestehen auch wenn noch nicht das persönliche Entgelt davon betroffen ist.
Unternehmen sollten sich deshalb diese Kultur des "den Kopf nicht runter machens" erhalten oder anstreben, falls sie nicht üblich sein sollte. Auch das tut der Mitarbeiterbindung gut. Und es hat nichts zu tun damit, Fehler klein zu reden oder zu ignorieren. Es ist allerdings noch nicht der offene Umgang mit Fehlern. Dazu gehört natürlich, den Fehler klar zu benennen und den oder die Verantwortlichen zu adressieren und auch Konsequenzen daraus zu ziehen. Diese Konsequenz muss aber darauf zielen, den Fehler in Zukunft zu vermeiden und nicht den Verantwortlichen runter zu machen. Vielleicht können ja Erscheinungen wie Fuck-Up-Nights, falls es nicht nur kurzlebige Medien-Moden sind, bei dieser Entwicklung helfen. Eins hilft aber in jedem Fall: die Verabschiedung von dem Mythos der Null-Fehler-Kultur.
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