azmanagerblog - was ist führung?
Samstag, 26. Juli 2025
"Mein Chef hat keinen Bock mehr"
Donnerstag, 29. Mai 2025
Schafft Bayer die Hierarchie ab?
Das könnte man meinen, wenn man die mediale Berichterstattung über ein Projekt verfolgt, das der Bayer Chef Anderson dem Konzern verordnet hat: DSO - Dynamic Shared Ownership (s. auch meinen Post vom 1.8.2025 dazu).
Die ZEIT titelt einen Artikel über das Projekt mit "Er zersägt die Karriereleiter" (Nr.20, 15.5.) Das Rezept des Chefs (!) Bill Anderson: Chefs abschaffen.
Ob dem Texter der Headline die Ironie bewußt war, die in der Zeile steckt?
Nun kann ein derartiger Artikel naturgemäß kein umfassendes und differenziertes Bild eines solchen Projektes zeichnen. Er versucht aber positive wie kritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen.
Zwei Hinweise sollte der kritische Beobachter aber schon jetzt aufnehmen:
Das Projekt wurde vom obersten Chef verordnet. Dass die Mitarbeiter künftig eigenverantwortlicher entscheiden sollen, wurden ihnen von der Spitze der Hierarchie vorgegeben. Das bedeutet, auch die Reduzierung der Hierarchie - oder wenn sie denn möglich wäre, ihre Abschaffung - müsste sich die Hierarchie selbst vorgeben. Allein die Tatsache, dass es noch einen CEO gibt, zeigt, dass es ohne Chefs und damit auch ohne Hierarchie nicht gehen wird.
In dem Artikel wird auch erwähnt, dass Bayer einen Standort in Frankfurt schließen wird. Man darf davon ausgehen, dass eine solche Entscheidung nicht von den betroffenen Beschäftigten getroffen wird. Auch sie kommt "von oben" aus der Hierachie.
Die Information, dass die Mitarbeiter sich darüber gefreut haben, einen Pausenraum mit eigenem Budget selbst zu gestalten, entlockt einem allerdings nur ein müdes Lächeln. Derartige Aktionen waren schon in den neunziger Jahren im Zuge der Gruppenarbeitsbewegung gang und gebe.
Also auch hier sollte man, wie immer, wenn von Hierchiereduzierung oder gar -abschaffung die Rede ist, sehr kritisch hinschauen. Lasst uns in ein oder zwei Jahren nochmal draufschauen, was daraus geworden ist.
Dienstag, 15. April 2025
Trump zwingt Unternehmen ihre Bekenntnisse zur Vielfalt aufzugeben
Erreicht er damit das Gegenteil von dem, was er will?
In der Organisationssoziologie wird gerne das schöne Bild von der Vorderbühne und der Hinterbühne benutzt. Auf der Vorderbühne stellt die Organisation sich so dar, wie sie gerne von dem für sie interessanten Publikum wahrgenommen werden möchte. Das unterscheidet sich in der Regel von dem, was sich hinter dieser Bühne abspielt. Dort geht es "um's Geschäft". Dort spielt die informelle Kommunikation eine wichtige Rolle und über deren Kanäle wird entscheidend beeinflusst, was in der Organsiation "wirklich" passiert.
Dass es letztendlich um's Geschäft, sprich, um den Profit, geht, zeigt Trumps Aktion sehr deutlich. Willfährig korrigieren viele Unternehmen postwendend ihre wohlklingenden Diversity-Bekenntnisse, um nicht in den Trumpschen Bannstrahl zu geraten und Aufträge zu verlieren.
Doch man sollte die Hoffnung nicht zu früh aufgeben. Das, was die Unternehmen zunächst machen, ist die Umdekoration des Schaufensters. Die regenbogenfarbige Diversitydeko wird durch allgemeine, unverbindliche Floskeln ersetzt. Da man davon ausgehen kann, - siehe oben - dass schon vorher das schöne Bild auf der Vorderbühne der Realität im Hintergrund nicht so ganz entsprochen hat, braucht das Bemühen um Vielfalt noch keinen allzu großen Schaden zu nehmen.
Entscheidend ist, was tatsächlich getan wird. In Zeiten eines Fachkräftemangels kann es sich kein Unternehmen leisten bei der Personalrekrutierung voreingenommen und vorurteilsbehaftet vorzugehen. Wertschätzende Führung - und das ist die entscheidende Voraussetzung für den Respekt vor den Persönlichkeiten der Mitarbeitenden - kann auch der amerikanische Präsident nicht beeinflussen.
Zumal es dem ja auf die Erzeugung von Bildern ankommt. Also, auch wenn es auf der Vorderbühne den Eindruck vermittelt, mit Diversity sei es erstmal vorbei, in der Alltagspraxis der Organisation kann trotzdem eine wertschätzende Führungskultur herrschen.