Sorgen ihre Forderungen für ein besseres Arbeitsklima?
Dies behauptet zumindest der Generationenforscher Klaus Hurrelmann in einem Handelsblatt-Interview.
"Ich kann als Berufseinsteiger heute allerlei Wünsche artikulieren: Viertagewoche, Remote Work, flexible Arbeitszeiten....Das bringt eine völlig neue Dynamik in Vorstellungsgespräche....Und diese Haltung der GenZ ist eine Wahnsinnsprovokation für Unternehmen." Wirklich?
SAP beordert seine Beschäftigten aus dem Home Office ins Büro. Sie müssen eine bestimmte Zeit wieder "vor Ort" verbringen. SAP, ein Unternehmen, das eigentlich schon auf Grund seines Produktionsprogramms eine hohe Affinität zu modernen Arbeitsbedingungen haben müsste - und in der Vergangenheit auch durchaus hatte. Mit der Wahnsinnsprovokation durch die GenZ scheint es dort also nicht allzu weit her zu sein.
Wir haben gerade einen intensiven Arbeitskampf bei den Lokführern um die Verkürzung der Arbeitszeit erlebt. Auch für diese Tätigkeit sollen ja Angehörige der GenZ gewonnen werden. Das Gesicht dieses Arbeitskampfes war ein kurz vor der Pensionierung stehender Gewerkschaftsfunktionär.
Ich selbst hatte in der jüngeren Zeit einen etwas intensiveren Einblick in die Arbeirsbedingungen im Pflegebereich. Gerade dort herrscht ja ein ausgeprägter Arbeitskräftemangel. Die Arbeitsbedingungen sind allerdings weit von den in den Medien kolportierten Ansprüchen der GenZ entfernt.
Vom Wissenschaftsbetrieb mit seinen Teilzeit- und befristeten Arbeitsverträgen will ich erst gar nicht schreiben.
Schließlich lesen wir zunehmend von Personalreduzierung auch in Unternehmen, die durchaus noch profitabel arbeiten. Spätestens dann, wenn am vielzitierten Ende des Tages nicht mehr genug übrig bleibt, dürften die Forderungen der GenZ schnell in der Ablage verschwinden.
Natürlich verändern sich Arbeitsbedingungen, aber diese pauschal auf die Wünsche oder gar Forderungen einer Generation zurückzuführen, ist wenig fundiert. Vernachlässigt wird bei dieser klischeehaften Betrachtung auch, dass sich unter den Etikett GenZ eine vielfältige Anzahl von Menschen versammelt, deren Ansprüche, Einstellungen und Ansichten man kaum so grob zusammenfassen kann. So läßt auch Hurrelmann dankenswerterweise in dem Interview einiges an Luft aus den üblichen plumpen Zuschreibungen. Doch bei den Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen verfällt er dann selbst wieder in das Klischee.
In den Unternehmen arbeiten ja auch noch Mitglieder anderer Generationen, die ihre Ansprüche an Arbeitsbedingungen haben und diese ebenfalls artikulieren. Schließlich darf man nicht übersehen, dass allein durch die technologische Entwicklung Arbeitsbedingungen schon entscheidend beeinflusst werden.
Aber gerade am Beispiel der Arbeitszeitverkürzungen sieht man, dass entscheidende Verbesserungen nicht mal eben so durch in Vorstellungsgesprächen vorgebrachte Wünsche erreicht werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen