Donnerstag, 23. Februar 2023

Pilotprojekt Vier-Tage-Woche

Kommt der Applaus nicht etwas zu früh?

Das Pilotprojekt in Großbritannien, vier Tage arbeiten zum gleichen Lohn wie bei einer Fünf-Tage-Woche, kann offensichtlich als Erfolg bewertet werden. Die Mehrzahl der Beteiligten will an dem Konzept festhalten. In der Tat gibt es etliche positive Ergebnisse. Der Umsatz stieg, die Fehlzeitenquoten sanken deutlich und auch die Kündigungsrate ging spürbar zurück. Überdies suchten die Beschäftigten in den beteiligten Unternehmen selbst nach Wegen, um die Produktivität zu steigern.
Das alles klingt nicht nur gut, dieses Projekt muss auch als ernstzunehmender und gelungener Versuch gewertet werden, Arbeitsgedingungen zukunftsgerecht zu gestalten. Es zeigt einmal mehr, dass die Arbeitszeit ein Gestaltungsfeld ist, dass noch lange nicht fertig bearbeitet ist.

Freitag, 17. Februar 2023

Wie kann es sein, dass man Menschen im Privatleben den Kauf von Häusern und Autos zutraut, aber am Arbeitspatz nicht mal ein Bürostuhl ohne Genehmigung angeschafft werden darf?

Oder: Warum ist die Empowerment-Bewegung eingeschlafen?

Den obigen Spruch kenne ich aus den 90'er Jahren, als wir mit viel Herzblut die Empowerment-Philosophie im Unternehmen etablieren wollten. Nun habe ich ihn wieder in einem Twitter-Post gelesen. Auch die dahinterstehende Idee, erlebt wieder eine gewisse Konjunktur. Unter den Modeetiketten New Work und Agil taucht auch immer wieder die Forderung auf, den Beschäftigten zu vertrauen, sie selbstständig und selbstbestimmt arbeiten zu lassen. Um dies zu realisieren muss die Hierarchie mindestens reduziert oder im Idealfall durch autonome Teams, die in Netzwerken mteineander kooperieren, ersetzt werden. Gar von Serving Leadership - dienender Führung - ist wieder die Rede.

Sonntag, 5. Februar 2023

Warum erscheinen uns Organisationen manchmal wahnsinnig?

Lesetipp: Stefan Kühl, "Der ganz formale Wahnsinn"

Allen, die bereit sind, aktuelle Managementmoden und allzu griffige -rezepte zu hinterfragen und sich dem kühlen (und manchmal spöttischen) Blick eines Soziologen auf Organisationen auszusetzen, denen sei dieses Buch zu empfehlen. Es ist in kurze Kapitel gegliedert und lexikonartig nach Stichworten geordnet. Insofern muss es nicht am Stück gelesen werden. Man kann sich die jeweils interessierenden Begriffe herauspicken. Die Artikel sind prägnant und eingängig geschrieben. Stefan Kühl kann, im Gegensatz zu einigen anderen seiner Zunftgenossen, Sachverhalte auch schon beim ersten Lesen verständlich vermitteln.

Stefan Kühl, Der ganz formale Wahnsinn, 111 Einsichten in die Welt der Organisationen, 283 S.
Verlag Franz Vahlen