Fortschrittsindex "Quick" soll Vereinbarkeit von Arbeit und Familie messen
Diesmal kommt der Index wenigstens von einem Ministerium und nicht von einer Organisation, die mit der Verleihung auch noch Geld verdienen will. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat den Fortschrittsindex Quick entwickelt, der die Vereinbarkeit von Familie und Beruf messen soll.
Was taugt ein solcher Index?
Die empirische Seriosität ist fragwürdig
Man sollte schon grundsätzlich vorsichtig sein gegenüber Kennzahlen, die sogenannte Soft-Facts quantifizieren sollen. Hinter vermeintlicher Analytik kommt schnell Subjektivtät zum Vorschein.
Beispiel: Der Index enthält u.a. die Kennzahl Anteil Beschäftigte mit flexiblen, mitgestaltbaren Arbeitszeitregelungen. Gemessen wird das Verhältnis zwischen der Zahl der Beschäftigten, die flexibel arbeiten könnten und denen, die tatsächlich flexibel arbeiten. Bei der Bestimmung der ersten Größe gibt es schon Spielraum für Schönrechnerei.
Der Benchmarkeffekt ist gering
Aus diesem nie zu vermeidenden Subjektivitätseffekt entsteht schon der erste Zweifel an der Benchmarkfähigkeit solcher Indices.
Weiter muss man fragen, welche Aussage es denn hat, wenn Unternehmen A im Index einen Punkt besser abschneidet als Unternehmen B, oder wenn eine der Kennzahlen um 0,3 schlechter ist. Die reflexartige Reaktion von Unternehmen, die in einem derartigen Ranking schlechter abschneiden als andere, ist zunächst Das kann man nicht vergleichen. Bei denen sind doch ganz andere Bedingungen. Was bei näherem Hinsehen dann oftnals auch stimmt. Sollen Benchmarks wirklich etwas bringen, muss man schon sehr genau arbeiten. Wobei wir wieder bei der empirischen Seriosität wären.
Die Ermittlung des Index macht Arbeit
Will man solche Kennzahlen solide ermitteln, bringt das Aufwand mit sich, trotz aller Systemunterstützung. Denn oft werden die Kennzahen nicht so vom System automatisch bereitgestellt,
wie sie abgefragt werden. Dann sollen sie möglichst noch jährlich wieder neu ermittelt werden, um eine Entwicklung festzustellen. Weil dem so ist, gibt es zu jedem Index die passenden Berater, die gerne bei der Feststellung helfen und für die fast zwangsläufig festgstellten Defizite die passenden Massnahmen im Koffer haben.
Das wichtigstes Argument gegen solche Indices aber lautet: Die Leistungen und Stärken, die sie als Arbeitgeber auf einem bestimmten Gebiet haben, die können sie auch sehr gut ohne Index und Siegel der interessierten Klientel vermitteln. Wichtig ist, ob ihre Beschäftigten spüren, dass sie Arbeit und Privatleben miteinander vereinbaren können. Denn die tragen das auch nach außen. Und es wäre weniger gut, wenn sie einen schönen Index veröffentlichen mit einem Siegel, die Mitarbeitenden aber das Gefühl haben, dass die Realität doch etwas anders aussieht.
Darum, sparen sie sich den Aufwand für die Kennzahlen. Es lohnt sich nicht. Auch wenn der Index von einem Ministerium propagiert wird.