Freitag, 30. August 2019

Das agile Paradox

Selbstorganisation als Ideologie

"Agil" ist das Zauberwort wenn es um die Bewältigung der zukünftigen Herausforderungen in der Arbeitswelt, verursacht vor allem durch die Digitalisierung, geht. Es wird nach agilen Methoden gerufen, wenn möglich soll die ganze Organisation agil sein. Der inflationäre Gebrauch des Begriffs hat schon dazu geführt, dass er von einigen als Buzzword geführt wird. Das sollte eigentlich zu denken geben. Doch die Digitalisation Evangelists und sonstigen Management-Heilslehrenprediger stört das nicht. Sie fordern weiter Agilität ein und preisen die dazugehörigen Methoden an. Getrieben wird der Hype natürlich durch die Beraterzunft, die an der Verbreitung der Lehre kräftig verdient.
Ursprünglich stammen die Konzepte, die unter der Agilitätsflagge segeln aus der

Donnerstag, 29. August 2019

Der Change Congress

steht unter dem Titel "Romantic Renaissance - Aufbruch zu werteorientierten Organisationen der Zukunft"

Was mögen sich die Veranstalter wohl bei diesem Titel gedacht haben? Renaissance steht ja für Wiedergeburt. Geht es hier um die Wiedergeburt von Romantik? Für einen Kongreß, dessen Thema Change ist, also Veränderung, eher etwas ungewöhnlich. Da erwartet man den Blick nach vorne. Wie müssen wir uns verändern, damit wir für die Zukunft gewappnet sind? Aber vielleicht hat in diesen unübersichtlichen Zeiten auch die Romantik wieder eine Zukunft.
Auf jeden Fall müssen wir dem Titel zugestehen, dass er ehrlich ist. Verspricht die Veranstaltung doch Einblicke in die Sinnsuche und die Sinnstiftung von Unternehmen. Dieses Themengebiet war schon immer von romantischen Träumereien beherrscht.

Freitag, 16. August 2019

Mitarbeiterbindung

Ein Schönwetterthema

Einen ähnlichen Beliebtheitsgrad wie Themen rund um Personalmarketing hat auch Mitarbeiterbindung. Was durchaus auch berechtigt ist. Geeignete Mitarbeiter zu finden, auf das Unternehmen aufmerksam zu machen, zu gewinnen und dann auch noch zu halten sind wichtige Aktivitäten. Solange wie alles gut läuft. Sobald die Unternehmensleitung den Eindruck hat, die Kosten seien zu hoch und/oder das Ergebnis entspricht nicht den Erwartungen ändert sich das abrupt. Werden die Personalmarketingfahnen meist noch eine Weile hoch gehalten, verschwindet die Mitarbeiterbindung sofort in der Schublade. Wenn gespart werden muss, wird zuerst und immer an den Personalkosten gespart. Der Wille Mitarbeiter zu binden verkehrt sich umgehend ins Gegenteil. Das wird auch dadurch kaum gemildert, dass Personalreduzierung in der Regel bei den Älteren anfängt, die mit teilweise komfortablen Modellen in den Ruhestand komplimentiert werden. Geht der Abbau dann noch weiter, erfolgt er "sozialverträglich". Wie auch immer das gestaltet wird, es zeigt, dass Mitarbeiterbindung ein Schönwetterthema ist, dass bei den ersten dunklen Wolken wie ein Sonnenschirm zusammengeklappt wird.
Mitarbeiterbindung ist allerdings auch aus anderen Gründen ein schwieriges und diffuses Thema. Ob ein Mitarbeiter sich binden läßt, hängt auch von ihm selbst ab. Das zeigen schon die Altersteilzeit- oder Vorruhestandsregelungen. Wenn die attraktiv genug sind, sind viele bereit ihre Bindung zum Unternehmen schnell zu lösen. Andererseits gibt es aber auch immer die, von denen man sich wünschen würde, sie würden sch nicht so eng an das Unternehmen gebunden fühlen und sich mal anderweitig umschauen. Ich habe in einem Unternehmen gearbeitet mit einer traditionell sehr niedrigen Fluktuationsrate und sehr langen Betriebszugehörigkeiten. Da gab es - auch im Personalwesen - schon mal den leisen Stöhner "Ach, wäre unsere Fluktuation doch ein wenig höher." Die regelmäßige Zuwanderung von externen Mitarbeitern hat auch ihre Vorteile. Wenn man sich also mit Mitarbeiterbindung auseinandersetzen will, sollte man sich erst intensiv mit der eigenen Fluktionsrate beschäftigen und diese analysieren.
Dann braucht man eigentlich gar nicht mehr lange zu überlegen, wie man die Mitarbeiter bindet. Wertschätzende Fürhung ist eine sichere Methode.

Montag, 5. August 2019

Die Angst vor der technologischen Arbeitslosigkeit

So alt wie es technische Entwicklung gibt  

Die Furcht vor Arbeitslosigkeit, die durch technischen
Fortschritt bedingt ist, ist noch viel älter, als es die neben-
stehenden Spiegel-Titel zeigen. Schon bei Aristoteles läßt
sich ein Zitat finden, dass diese zum Ausdruck bringt:
"Wenn jedes Werkzeug auf Geheiß, oder auch vorausahnend,
das ihm zukommende Werk verrichten könnte,.....so bedarf es
weder für den Werkmeister der Gehilfen noch für die Herren
der Sklaven."  (Zit. nach IZA, Digitalisierung und die Zukunft
der Arbeit)

Es läßt sich in der Tat leicht nachweisen, dass die technische
Entwicklung immer von der Angst begleitet war, dass durch sie
Arbeitsplätze vernichtet würden. Die Geschichte der Maschinenstürmer des 19. Jahrhunderts ist noch gut in Erinnerung. Kein Wunder also, dass auch die Digitalisierung diese Ängste wieder blühen läßt. Sie wurden und werden befeuert durch etliche Studien, die vor allem bei den weniger qualifizierten Jobs Verluste prognostizieren. Dass die empirische Seriosität dieser Studien zuweilen zu wünschen übrig läßt, interessiert allerdings kaum mehr.
Meist wird der Wegfall dieser sogenannten Routinetätigkeiten
mit der romantischen Vorstellung verbrämt, die Menschen hätten dann mehr Zeit, sich den wirklich kreativen Tätigkeiten zu widmen.
Ganz abgesehen davon, dass die Beschäftigten, die wirklich
ihre Arbeit verlieren, sich darüber kaum freuen dürften, ist
dieser Effekt im Rahmen der bisherigen Entwicklung nie
aufgetreten. Durch technischen Fortschritt erzielte Produktivitätsfortschritte werden sofort wieder abgeschöpft, entweder durch höheren Output oder Personalverdichtung. Wobei der erstere Effekt dann auch wieder dafür sorgt, dass die negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung sich in Grenzen halten.
So kommen das ZEW (Zentrum für Europäische                        Wirtschaftsforschung) und IZA (Forschungsinstitut zur Zukunft der            
Arbeit) sogar zu der Prognose eines moderaten Beschäftigungs-
wachstums. 
Diese Aussage bezieht sich allerdings nur auf den
sehr kurzfristigen Zeitraum der nächsten drei Jahre.
Wie in jeder Phase technologischer Entwicklung wird es natürlich          

in Folge der Digitalisierung zu einer Veränderung von Tätigkeitenkommen. Die Wissenschaftler kommen aber zu dem Ergebnis, dass mehr Arbeitsplätze geschaffen als zerstört werden.
Allerdings weisen sie darauf hin, dass es auch zu einer
steigenden Einkommensungleichheit kommen kann.
Gut ausgebildete Fachkräfte, die komplexere Tätigkeiten
ausüben können, werden besser bezahlt als mittel bis gering
qualifizierte Kräfte. Auch das ist keine überraschende Erkenntnis.
Diese Effekte sind ebenfalls aus der Vergangenheit bekannt.
Bezogen auf die Auswirkungen der Digitalisierung sollte man
nicht nur mit rätselndem Blick nach vorne schauen, sondern sichdurchaus auch mal etwas Rückwärtsgewandheit leisten was
technologischer Wandel in der Vergangenheit bewirkt hat.