Keine jährlichen Mitarbeitergespräche mehr mit Noten, stattdessen ein häufigerer Austausch zwischen Chef und Mitarbeitern. Das vermeldete vor kurzem der Mannheimer Morgen vom Software- konzern SAP. "Na, endlich" kann ich da nur zustimmen. Wieder ein Unternehmen, das erkennt, Feed-Back gegenüber Mitarbeitern muss kontinuierlich erfolgen - im Guten wie im Kritischen. Insbesondere Kritik wirkt aktuell anlaßbezogen am besten, anstatt vielleicht erst Monate später, wenn das Mitarbeitergespräch ansteht.
Die Instrumente Mitarbeiter-, Beurteilungs-, oder Zielvereinbarungsgespräche sind Führungskrücken, die mehr einen Formalismus bedienen, als dass sie die Leistung der Mitarbeiter fördern. Diese wird Tag für Tag gebraucht. Ein jährliches Gespräch verführt dazu auch nur einmal im Jahr über Leistung und Perspektive zu reden. Meist geschieht das auch noch auf Basis eines Formulars, was die individuelle Leistungsbeurteilung zusätzlich abschleift. Ganz problematisch ist es dort, wo die Beurteilung mit Entgelt verbunden ist. Leistungszulagen bleiben über Jahre konstant und sinken auch bei schlechter Leistung nicht ab. Die Gesamtergebnisse der Beurteilungen liegen immer im positiven Bereich. Zielerreichungsgrade liegen meist über hundert Prozent, oft auch dann, wenn das Unternehmensergebnis sich negativ entwickelt hat. All diese Befunde sind hinlänglich bekannt.
Dennoch halten viele Firmen krampfhaft an den überkommenen Instrumenten fest, wie der erwähnte Artikel dokumentiert. Wie einige Unternehmen aus dem Verbreitungsgebiet der Zeitung angeben, sind bei ihnen formalisierte Mitarbeitergespräche immer noch üblich.
Besonders kurios das Beispiel eines Unternehmens, das angibt auf Grund einer fehlenden Betriebsvereinbarung "werde auf informeller Ebene Rückmeldung ermittelt....Was man am Arbeitsplatz besser machen könne, werde formlos mit dem Vorgesetzten besprochen."
Wieso muss sich Führung verschämt "auf informeller Ebene" abspielen? Warum braucht man für den Austausch über Verbesserungen am Arbeitsplatz eine bestimmte Form? Braucht Führung eine Betriebsvereinbarung?
Feed-Back, das Gespräch mit den Mitarbeitern gehört zum Kern der Führungsaufgabe. Es darf nicht von Formalismen abhängig sein. Im Gegenteil muss den Führungskräften vermittelt werden, dass sie in der Lage sein müssen, diese Aufgabe ohne Führungskrücken zu bewältigen. Die Qualität von Führung darf nicht daran abgelesen werden, wie perfekt das Verfahren umgesetzt wurde.
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