Unsichtbar und doch wirkungsvoll
Wir lesen und hören derzeit viel über Arbeit 4.0, wie sich die Arbeitswelt unter dem Einfluß der Digitalisierung entwickeln wird. Da ist viel Sorge dabei, von der Frage "Geht uns die Arbeit aus?" bis zur Furcht vor der zunehmenden Belastung durch ständige Erreichbarkeit und der immer stärkeren Vermischung von Privat- und Arbeitssphäre. Im Kontrast dazu stehen die Hochglanzbilder, die uns aus den "Arbeitsstätten" - Büro kann man schon fast nicht mehr sagen - mancher IT-Unternehmen präsentiert werden. Die hochqualifizierten Wissensarbeiter der Zukunft arbeiten nur noch in Projekten, die ihnen Spaß machen und können die Bedingungen ihren Arbeitgebern diktieren.Zwischen diesen beiden Polen wird die Frage nach der Führung mit wohlklingenden Forderungen beantwortet. Wir brauchen eine Kultur des Vertrauens - Als Chef kann man dann nur noch kontrollieren, ob das Ergebnis stimmt......und ähnlich so weiter.
Dass diese Forderungen schon seit zwanzig Jahren - und immer auch begründet mit dem jeweilgen Stand der Technik - gebetsmühlenartig wiederholt werden, geht dabei unter.
Es ist ja in der Tat plausibel, wenn die Beschäftigten zeitlich und örtlich flexibel arbeiten, versagen die traditionellen Kontrollinstrumente. Vertrauen spielt dann schon eine große Rolle. Doch wie gesagt, Vertrauen war schon immer die Basis guter Führung.
Doch stimmt es ja nicht, dass es in Zukunft weniger Kontrolle geben wird. Sie wird nur weniger sichtbar sein, da sich auch hier die Instrumente geändert haben. Auch die Kontrolle, ob das Ergebnis stimmt, ist Kontrolle. Und wenn man die Entwicklung der Key-Figure-Unkultur beobachtet kommen einem schon erhebliche Zweifel, ob hier wirklich nur das kotrolliert werden soll, was am Ende des Prozesses als Ergebnis rauskommt. Für jeden Schritt und jedes Detail wird nach einer Kennzahl gesucht. Die Kontrolle verlagert sich also von der Kontrolle der Präsenz zu der von Kennzahlen. Viele Führungskräfte begrüßen diese Entwicklung, weil sie sich damit von ihrer Führungsaufgabe "entlastet" sehen. Führung reduziert sich auf die Kontrolle von Kennzahlen und wird dadurch entpersonalisiert. Durch Kennzahlen wird automatisch eine Optimierungsspirale in Gang gesetzt. Der Wert von heute muss morgen übertroffen werden. Allein das erzeugt schon Druck. Damit der nicht allzu spürbar wird, wird er mit allerlei Motivationstheater verkleidet. Führungskräfte kommen dann wieder als Kasperles ins Spiel, die ihrer Mannschaft mit allerlei Mätzchen eine Siegermentalität vermitteln sollen.
Wenn über Kennzahlen kontrolliert wird, ist es unerheblich wo und wie der Zuständige arbeitet. Hauptsache er liefert pünktlich und richtig. Wenn ausschließlich die Leistung auch maßgeblich ist für die Bezahlung, reduziert sich Führung noch mehr. Wenn ich meine Aufträge an digitale Nomaden verteilen kann, brauche ich in einem Portal nur die richtige Kompetenz zu suchen und nachher die Leistung abzunehmen.
Auch bei workflowbasierten Tätigkeiten wird die Führung reduziert. Sie wird sozusagen automatisiert. Die Führungskraft ist augenscheinlich überflüssig.
Doch hier beginnt sich ein Dilemma abzuzeichnen......
Mehr davon im nächsten Post.
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