Montag, 16. Juni 2014

Vorbild

Vorbild zu sein, mit gutem Beispiel vorangehen, wird mit Recht als Basistugend von allen gefordert, die in irgendeiner Form in unserer Gesellschaft Verantwortung tragen. Wehe, wenn die Gefolgsleute das Gefühl haben, die Führungskräfte werden dem nicht gerecht. Insbesondere Politiker, die ja im besonderen Maße im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, bekommen das - auch mit Recht - zu spüren. Ein Politiker, der sich einen komfortablen Urlaub bezahlen läßt, muss mit Kritik rechnen und für sein Verhalten die Konsequenzen tragen. Im politischen Raum besteht wenigstens noch die Chance, dass schlechte Beispiele irgendwann ans Licht kommen und sich die Handelnden öffentlicher Kritik stellen müssen. Auch wenn diese in manchen Fällen überzogen sein mag. Manche Bürger nutzen schlechte Beispiele einzelner Politiker dann auch gerne als Rechtfertigung für eigene kleine oder größere Unkorrektheiten. "Wenn die das so machen....."

In Unternehmen ist die Situation noch weniger transparent. Es gibt sehr häufig schlechtes Beispielverhalten von Führungskräften ohne dass dies Konsequenzen hätte. Das mittlerweile abgedroschene Sprichwort "Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken" wurde schon in so vielen Managementseminaren und -veröffenlichungen zitiert ohne dass es irgendeine Wirkung gezeigt hätte.
Doch wie sieht es mit den guten Beispielen aus? Die Mehrzahl der Politiker vehält sich schließlich korrekt. Erzeugt das Wirkung auf die Bürger? Wird es überhaupt bemerkt - sprich: auch von den Medien verittelt? Ich habe jedenfalls noch nie den Satz gehört: "Die verhalten sich ordentlich, dann muss ich es auch tun."
Wie verhält es sich mit den guten Beispielen in Organisationen? Von einem Lehrer habe ich neulich gehört: "Unser Chef ist eigentlich immer ordentlich und korrekt angezogen. Einige Kollegen scheinen das aber nicht als Anregung für ihr eigenes Outfit zu bemerken." Offensichtlich erzeugt das gute Beispiel nicht die Wirkung, die vor allem die erwarten, die sich darum bemühen. Das gute Beispiel wird zwar permanent gefordert und vermeintliche Verstöße dagegen sofort kritisiert. Es wird aber bei den vielen, die sich ordentlich verhalten als selbstverständlich hingenommen. Der Chef soll zwar mit gutem Beispiel vorangehen, die Mitarbeiter empfinden das aber noch lange nicht als ausreichende Aufforderung ihm darin auch zu folgen.
Man muss sich als Führungskraft also darüber im klaren sein, dass das gute Beispiel alleine wenig bis gar keine Wirkung zeigt. Es muss auch mit dem entsprechenden Führungshandeln einhergehen. Wenn der Chef nicht zum Ausdruck bringt, was er von seinen Mitarbeitern erwartet oder was ihm nicht recht ist, nützt ihm sein gutes Beispiel wenig. Das Tückische ist nur, dass hier der Umkehrschluss nicht funktioniert. Wenn der Vorgesetzte ein bestimmtes Verhalten fordert, hält sich aber selbst nicht daran, dann darf er sich auch nicht wundern, wenn seine Leute lax mit seinen Ansagen umgehen.

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