Montag, 30. Juni 2014

Vertrauensarbeitszeit

Sie gehörte einmal zu dem Traumrepertoire mancher Personalleute - mich eingeschlossen. Gemeint ist der Verzicht auf jegliche Arbeitszeiterfassung und -kontrolle. Die Beschäftigten sollten eigenverantwortlich arbeiten. Es sollte auf die Erledigung der Aufgaben ankommen, nicht auf das Absitzen der Zeit. Außerdem war uns der hohe Aufwand, den der Betrieb von Zeiterfassungssystemen erforderte, ein Dorn im Auge. Doch so richtig durchsetzen konnten wir uns mit der Idee nicht. Im außertariflichen Bereich war es kein Problem. Bei den tariflichen Mitarbeitern sind wir über einen, dann auch gescheiterten Pilotversuch, nicht hinausgekommen. Wesentlich ist hier, dass man eine Überlastregelung braucht. Was passiert mit der Zeit, die über die normale tarifliche Arbeitszeit hinaus anfällt? Die Arbeitnehmervertretung war von Anfang an skeptisch. Wir würden die Vorgesetzten damit umgehen? Die meisten von ihnen waren dagegen. Sie befürchteten das Chaos. Nach ihrer Ansicht würden die Mitarbeiter dieses Freiheit nur missbrauchen und heimlich weniger arbeiten. In solchen Diskussionen sieht man sehr schnell, wie traditionell heute noch geführt wird. Die Mitarbeiter müssen kontrolliert werden. Sie sind nicht in der Lage eigenverantwortlich zu arbeiten.

Mittwoch, 25. Juni 2014

WM - Lehren

Wieviel Identifikation mit dem Job muss sein?

Das Fußballspiel wird ja immer wieder - meist zu Unrecht  - als Parallele für vielerlei Lebenssituationen herangezogen. So auch für die Zusammenarbeit in Unternehmen. Ich habe hier schon früher versucht zu schildern, warum das meist unsinnig ist. In einem Punkt taugt der Profifußball allerdings durchaus als Parallele. Man kann an seinem Beispiel sehr gut aufzeigen, was Identifikation mit der Aufgabe und dem Arbeitgeber bedeutet und ob sie notwendig ist für eine erfolgreiche Arbeit.

Montag, 23. Juni 2014

Sind Zielvereinbarungsprämien Korruption?

Korruption bedeutet durch Geld oder andere gleichwertige "Geschenke" ein bestimmtes Vorhaben bei bestimmten Adressaten zu erreichen. Im landläufigen Verständnis wird von Korruption allerdings erst dann gesprochen, wenn diese Zuwendungen offiziell verboten sind. Von daher wird man die obige Frage zunächst empört zurückweisen. Korrumpieren bedeutet im Kern, dass man eine Leistung beispielsweise für Geld erreichen will, weil man glaubt, dass sie sonst nicht zu haben wäre. Wenn Eltern den Kindern Geld dafür in Aussicht stellen, dass sie sich an der Hausarbeit beteiligen, vermuten sie, dass diese das sonst nicht tun würden. Die Kinder wiederum helfen wegen des Geldes und nicht aus der Einsicht heraus, dass Hausarbeit eine Gemeinschaftsaufgabe ist, an der sich alle beteiligen müssen. Der Wert und die daraus entstehende Motivation etwas für die Gemeinschaft zu tun, wird ausgehölt. Die Belohnung wirkt korrumpierend.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Ein Hoch auf die HR-Administration

Die meistgeschmähte Funktion innerhalb und außerhalb von HR: die Aministration. Ziel aller Kostenreduzierungsaktionen von Outsourcing bis Shared Service. Notwendiges Übel im HR-Geschäft, das nur von den sogenannten Kernaktivitäten abhält. Seit Dave Ulrich sein Business-Partner Konzept in die Welt gesetzt hat ist HR-Administration fast zum Schimpfwort geworden und alle, die sich damit beschäftigen, werden damit und fühlen sich durch diesen Begriff diskriminiert. Die HR'ler sollen Business-Partner sein und keine Verwaltungsangestellten.
Leider wehren sich auch die Personaler selbst nicht gegen diese Sichtweise. Sie schlagen eilfertig die Hacken zusammen und suchen nach einem möglichst entfernten Ort, um ihre Entgeltabrechnung zu verlagern. Sie jammern über das hohe Mass an administrativen Tätigkeiten und gieren nach strategischen Aufgaben.
Doch was bedeutet eigentlich Administration? Den meisten fällt zunächst die Entgeltabrechnung ein. Jeder erwartet zwar, dass er monatlich sein Geld zuverlässig und korrekt auf dem Konto hat aber kosten dürfen diese Vorgänge natürlich kaum etwas. Ich will hier keinesfalls der traditionellen Personalverwaltung das Wort reden. Alle mit der Abrechnung zusammenhängenden Vorgänge müssen effektiv und effizient und unter Ausnutzung der aktuellen technischen Möglichkeiten durchgeführt werden. Auch der Aministrative Expert - um mit Dave Ulrich zu sprechen - muss sich die Business-Partner-Philosophie zu eigen machen.

Montag, 16. Juni 2014

Vorbild

Vorbild zu sein, mit gutem Beispiel vorangehen, wird mit Recht als Basistugend von allen gefordert, die in irgendeiner Form in unserer Gesellschaft Verantwortung tragen. Wehe, wenn die Gefolgsleute das Gefühl haben, die Führungskräfte werden dem nicht gerecht. Insbesondere Politiker, die ja im besonderen Maße im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen, bekommen das - auch mit Recht - zu spüren. Ein Politiker, der sich einen komfortablen Urlaub bezahlen läßt, muss mit Kritik rechnen und für sein Verhalten die Konsequenzen tragen. Im politischen Raum besteht wenigstens noch die Chance, dass schlechte Beispiele irgendwann ans Licht kommen und sich die Handelnden öffentlicher Kritik stellen müssen. Auch wenn diese in manchen Fällen überzogen sein mag. Manche Bürger nutzen schlechte Beispiele einzelner Politiker dann auch gerne als Rechtfertigung für eigene kleine oder größere Unkorrektheiten. "Wenn die das so machen....."

Freitag, 6. Juni 2014

Passend zum Wochenende: Alkohol

10% der Beschäftigten aller Hierarchiestufen trinken aus gesundheitlicher Sicht zuviel.
  5% trinken riskant, weitere 5% sind suchtgefährdet.
Die Arbeitsleistung unter Alkohol sinkt um 25%.
Jeder fünfte Arbeitsunfall geschieht unter Alkoholeinfluss.
Alkoholkranke fehlen zwei bis vier Mal häufiger als die Gesamtbelegschaft.
Alkoholkranke haben drei Mal längere AU-Zeiten.
Die indirekten Kosten durch verringerte Arbeitsleistung, Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung und Produktionsausfälle durch Rehabilitation belaufen sich auf etwa 16,6, Mrd. Euro.
(Nach BGHM-Aktuell, Ausg. 3 2014)

Na denn Prost und schönes Wochenende


Mittwoch, 4. Juni 2014

"Offene" Kommunikation

Meier hat seinen Jour-Fix beim Chef. Dieser vertraut ihm an: "Also, was der Müller da neulich wieder losgelassen hat. Diese Präsentation war mir zu dünn. Da erwarte ich in der Funktion schon etwas anderes." Zwei Tage später sitzt Müller bei ihm: "Mit der Abteilung vom Meier bin ich noch nicht glücklich. Der Meier könnte schon manchmal deutlichere Ansagen seinen Leuten gegenüber machen." Dann erzählt er weiter von einem gemeinsamen Termin mit seinem  Chef beim Vorstand: "Glauben sie der - sein Chef - macht da den Mund auf? Mir ist ja sofort ein passendes Gegenargument gegen diese Idee eingefallen. Aber da hatte er schon mit dem Kopf genickt. Da konnte ich auch nichts mehr sagen."
Offene Kommunikation - ohne jeden Zweifel. Der Chef redet offen mit seinen Mitarbeitern - über Kollegen und seinen Chef.

Montag, 2. Juni 2014

Teambuilding

Ein großer deutscher Eletrotechnikkonzern schwört sein Standbesatzung zum Start der Hannover-Messe mit einer Zeremonie auf das bevorstehende Ereignis ein. Die Mitarbeiter - immerhin 200 - stehen im Kreis auf dem Messestand und halten alle gemeinsam ein rotes Band in ihren Händen. In der Mitte steht der Vorstandsvorsitzende mit ausgebreiteten Armen und fordert von seinen Mitarbeitern von der "I - (Ich) zur T- (Team) Kultur" überzugehen. Anschließend wird das rote Band zerschnitten und jeder Mitarbeiter trägt eine kleines Stück davon während der Messe bei sich. (Zit. nach Mannheimer Morgen, 21.5.)