So titelt ein mittelständischer Maschinbauer die Sonderausgabe seiner Mitarbeiterzeitschrift in der es um die bevorstehende Mitarbeiterbefragung geht.
Auf der zweiten Seite wird die Entwicklung des Engagement-Index dargestellt, der von 45 im Jahr 2016 bis auf 66 in 2022 angestiegen ist. Für die nächste Befragung strebt man einen Wert von 72 an. Leider gibt es nur die Information, dass dieser Index mittels eines Fragebogens von 29 Fragen ermittelt wird. Wie der Index genau zustande kommt, wird nicht vermittelt. Denn man kann ja durchaus nachfragen, wie man das Engagement eines Unternehmens mit international über zehntausend Beschäftigten in einer Zahl zusammenfasst.
Verantwortlich für die Durchführung der Befragung ist der Chief Engagement Officer, der mit weiteren regional tätigen Kollegen dafür sorgt, dass "den Mitarbeitern die Arbeit Spaß macht, dass sie jeden Tag Freude haben, in die Firma zu kommen." Wie das bewerkstelligt wird, zeigt die Zeitschrift auf den Folgeseiten. Die sind gefüllt mit Fotos von diversen Aktivitäten, die von den und für die Mitarbeitenden veranstaltet werden. Das reicht von Familienfeiern, verschiedenen Teambuilding-Maßnahmen, über einen Weihanchtsbrunch bis zu Baumgeschenken an die Beschäftigten, die diese zu Hause einpflanzen können. Da sind einige originelle Ideen dabei, aber auch manches Überkommene, was nun offensichtlich unter einer schickeren Flagge segelt.
Damit ich nicht falsch verstanden werde, in dem zitierten Unternehmen hat das Bemühen um eine gute Unternehmenskultur und eine moderne Personalarbeit eine lange Tradition. Es geht also nicht darum an dieser Aktivität herum zu mäkeln. Dennoch stellen sich einige Fragen.
Der CEO betont in seinem Interview mehrfach die Bedeutung der Führungskräfte für das Engagement der Führungskräfte. Warum braucht man dann eine Mitarbeiterbefragung, um die Stimmung bei den Beschäftigten zu erkunden? Wissen die Führungskräfte nicht, wie es ihren Leuten geht? Eine Mitarbeiterbefragung ist immer auch ein Hinweis darauf, dass die in der Außendarstellung so gerne beschriebene und geforderte vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Praxis so vollkommen doch nicht funktioniert. So offen scheint die Kommunikation dann doch nicht zu sein, dass man noch eine zusätzliche Befragung braucht, wo sich die Beschäftigten anonym offenbaren können.
Wenn die Führungskräfte ihren Job richtig machen, dann braucht man keinen Chief Engagement Officer.
Seitenblick auf VW: Was stellt der CEO - falls es ihn denn (noch) gibt - in der aktuellen Situation dort an, damit den Beschäftigten die Arbeit weiterhin Spaß macht? Und: Was zählt die Meinung der Mitarbeiter dort?
Aktuell ist das eingangs beschriebene Unternehmen auch wirtschaftlich in einer guten Situation. Doch was wird aus dem CEO und all seinen schönen Aktivitäten, wenn am immer wieder zitierten Ende des Tages das Ergebnis nicht mehr stimmt?