Montag, 24. Juni 2024

Wertschätzung - immer nur Lob?

Anmerkungen zu einem Missverständnis 

Kaum ein Begriff findet eine derartig uneineingeschränkte Zustimmung wie Wertschätzung. Wertschätzung als Grundhaltung der Führung von Mitarbeitenden in Organisationen ist eine fast schon triviale Anforderung.
Doch wenn wir uns umhören und fragen, was beispielsweise einzelne Führungskräfte darunter verstehen, oder was eine Unternehmensleitung meint, was in ihrem Unternehmen darunter verstanden werden sollte, dann werden wir unterschiedliche Antworten und wahrscheinlich eine nicht unerhebliche Auswahl von Allgemeinplätzen zu hören bekommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird viel von Anerkennung, Lob und positivem Feedback die Rede sein.
Damit sind wir bei einem Missverständnis. Die positive Rückmeldung ist nur ein Teil von wertschätzender Führung.
Doch was soll wertschätzende Führung überhaupt sein?
Wertschätzende Führung setzt eine persönliche Wertehaltung der Führungskraft voraus. Das ist etwas, was man, im Gegensatz zu bestimmten Führungsverhaltensweisen, nicht in Seminaren lernen kann und was in einem Unternehmen auch nicht von oben in Form eines wohlklingenden Wertekatalogs verordnet werden kann.
In der Regel kann und sollte man davon ausgehen, dass die Menschen, die in ein Unternehmen eintreten eine im Rahmen ihrer Sozialisation erworbene Wertehaltung mitbringen. Die kann man - insbesondere bei der Auswahl von Führungskräften - im Auswahlprozeß herausarbeiten.
Von daher ist es unnötig, den Mitarbeitenden zusätzlich Wertekataloge überzustülpen.
Man sollte jedenfalls davon ausgehen, dass diese, wenn sie mehr oder minder geschmackvoll eingerahmt in den Büros der Führungskräften hängen, keine nennenswerte Auswirkung auf deren tatsächliches Führungsverhalten haben.
Wichtig ist, dass das wertebewußte Verhalten sich durch das gesamte Führungsverhalten ziehen muss. So kann und muss auch ein Kritik- oder gar ein Kündigungsgespräch von Wertschätzung geprägt sein.
Und nebenbei: es betrifft natürlich nicht nur das Verhalten gegenüber den Mitarbeitenden, sondern auch das zu Kunden und anderen Stakeholdern.
Die Nagelprobe, ob wertschätzend gehandelt wird, kommt in der Regel dann, wenn es am Ende des Tages um das Ergebnis geht. Ist es tatsächlich schlecht oder entspricht es nicht der erwarteteten kontinuierlichen Steigerung? Wenn es um den Gewinn geht, wird der Wertekatalog gerne wieder etwas zur Seite geschoben.

Mehr dazu: s. Armin Zisgen, Rettet die Führung, überall wo es Bücher gibt als Print oder E-Book.