Sind Führungskräfte nicht mehr in der Lage dafür zu sorgen, dass die Beschäftigten sich wohl fühlen?
Über manche Entwicklungen in der Managementpraxis kann man nur staunen oder auch den Kopf schütteln. Da gibt es Unternehmen, die sogenannte Feel-Good-Manager beschäftigen. Sie sollen "eine dauerhafte Wohlfühlkultur für die Mitarbeitenden schaffen", wie es eine Feel-Good-Managerin in einem Intervie ausdrückt. Tatsächlich gibt auch schon Ausbildungen für diesen Job. Berufsbegleitend kann man das schon in fünf Monaten werden. Berufsbegleitend?, in fünf Monaten? da tauchen schon einige Fragezeichen auf.
Man sollte auch einige Gedanken darauf verschwenden, was das denn eigentlich bedeutet: wohlfühlen am Arbeitsplatz? Worauf kommt es an?
Nach allem, was man so aus einschlägigen Umfragen zusammenfassen kann, wären zu nennen:
Anforderungsgerechte Tätigkeit - wozu auch belastungsgerechte Tätigkeit (Work-Life-Balance) gehört, faire Vergütung, wertschätzende Führung - und damit sind wir bei den Führungskräften. Cill-Lounges oder die vielzitierten Tischfußballspiele und Obstkörbe dürften dabei eine eher untergeordnete Rolle spielen. Das wird gerne mitgenommen, aber entscheidend für das Befinden am Arbeitsplatz dürfte das nicht sein.
Entscheidend aber ist die Rolle der Führungskräfte. Wie machen die ihren Job? Die sind für die Bedingungen zuständig, in denen Arbeit geleistet wird. Die müssen mit ihren Leuten reden, ihnen zuhören, ihre Meinungen und Ideen annehmen - auch im Home-Office.
Und sie müssen ihren Mitarbeitenden vermitteln, dass es auch Situationen bei der Arbeit gibt, in denen man sich nicht immer wohlfühlt - und wie man dann damit umgeht.
Wenn sie das machen, dann braucht man keine Feel-Good-Manager mehr.
Wenn sie das machen, dann braucht man keine Feel-Good-Manager mehr.
Letztlich ist die Installation von Feel-Good-Managern nichts anderes wie eine Aufsplitterung der eigentlichen Führungsaufgabe. Kommt eine Mitarbeiterin mit irgendwelchen Klagen, kann der Vorgesetzte sich mit dem (un)guten Gefühl zurücklehnen: "Dafür ist doch die
Good-Feel-Tante zuständig".
Wenn die Chefs ihre Arbeit als Führungskräfte richtig machen, dann braucht man keine Feel-Good-Manager.
Die Belastungsprobe für diese Funktion wird spätestens dann kommen, wenn Rationalisierungsmaßnahmen anstehen und Personalkosten gesenkt werden müssen. Wahrscheinlich wird der Feel-Good-Manager den Betroffenen dann keinen Trost mehr nach dem Kündigungsgespräch spenden können, weil er selbst zu den Ersten gehört, die das Schiff verlassen müssen.
Wenn sie mehr lesen wollen zum Aufweichen der Führungsrolle und zum Verlust persönlicher Führung:
Armin Zisgen, Rettet die Führung, überall erhältlich wo es Bücher gibt.