Freitag, 16. Dezember 2016

Was ist eigentlich digitale Bildung?

Was soll/kann Schule hier leisten?

Deutschland wird abgehängt. Der Anschluß ans digitale Zeitalter wird verpaßt. Warum? Bei uns lernen zu wenige Programmieren - im Gegensatz - wieder einmal - zu Skandinavien. Deutschland verkommt zur "Anwendernation", so war neulich zu lesen. Befeuert wird diese Diskussion, die auch schon in Talk Shows angekommen ist auch mit kritischen Beiträgen aus "der Wirtschaft" (was nicht mit "Stammtisch" gleich zu setzen ist, auch wenn die Äußerungen manchmal nicht über das Niveau hinauskommen). In der Kritik steht die Schule. Den rückständigen Lehrern wird vorgeworfen, die Schultüren nicht für den digtitalen Wandel zu öffnen und ihre Schüler nur unzureichend auf die Zukunft vorzubereiten.
In der Tat gab es in jüngerer Zeit einige vielleicht nicht ganz geschickte Äußerungen von Lehrerseite, die das vermuten ließen. Auch was die Ausstattung vieler Schulen mit IT-Equipment angeht, gibt es sicherlich manches zu kritisieren.
Doch hinter dieser Kritik fehlt nach meinem Empfinden die ernsthafte und auch sachkundige
Auseinandersetzung mit der Frage, was soll und was kann "die Schule" zu diesem Thema eigentlich leisten? Es wird kritisiert und gefordert ohne überhaupt zu wissen, was in den Schulen heute eigentlich abgeht.
Da streitet der Landtag von Baden-Württemberg um einen "Aufbaukurs Informatik", der mit einer Stunde pro Woche (!) für alle 7. Klassen verpflichtend  eingeführt werden soll, wegen Lehrermangels aber zunächst nur in den Gymnasien stattfindet? Was sollte denn in diesem Kurs beispielsweise den SchülerInnen in den Real- und Werkrealschulen vermittelt werden? SchülerInnen, von denen viele in dieser Klassenstufe noch eklatante Lese-, Schreib- und Rechenschwächen haben. Soll eine Schülerin, die in einer 7. Klasse nicht in der Lage ist, eine hergebrachte, analoge Uhr zu lesen, weil sie die Zeit nur von ihrem Handy abliest, nun Programmieren lernen?
Die Schule, insbesondere die Grundschulen, müssen alles daransetzen, dass die Schüler die Basics sicher beherrschen. Wer nicht richtig lesen und schreiben kann, wird erst recht in der digitalen Welt keine Chance haben. Wer sich schon mit den Grundrechenarten schwer tut, wird kaum in der Lage sein, Algorithmen zu verstehen, geschweige denn selbst zu bauen.
Was machen die Jugendlichen heute auf ihren Handys? Außer Whats App, You Tube, Spiele oder Musik hören ist da nicht viel. Bei einer einfachen Word-Anwendung steigen viele schon aus.
Da kann Schule ansetzen. Die Möglichkeiten der Technologie aufzeigen und an sinnvolle und nützliche Anwendungen heranführen. Nur dann ist auch der bewußte Umgang mit dem Medium möglich.
Übrigens: was ist denn mit dem "Elternhaus"? Wer nimmt die Eltern in die Pflicht? Wieviele Eltern wissen gar nicht, was ihre Kinder mit dem Handy oder dem Computer treiben. Auch die digitale Bildung fängt zu Hause an.

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