Dienstag, 31. März 2015

Virtuelle Führung

Das ist natürlich eine unsinnige Wortkombination - auch wenn man sie immer wieder liest und hört. Gemeint ist die Führung von virtuellen Teams. Obwohl auch das nicht viel mehr Sinn macht. Ein Team, das vorwiegend nur über elektronische Medien miteinander kommuniziert - und das ist ja meist mit virtuell gemeint - , würde ich so ohne weiteres nicht mehr als Team bezeichnen. Es ist vielleicht eine Gruppe, die an derselben Aufgabe oder im selben Projekt arbeitet, nur räumlich voneinander getrennt. Auch wenn einem das als begriffliche Haarspalterei erscheint. Ich möchte daraufhinweisen, dass auch die Führung von virtuellen Teams Führung ist. Und damit denselben Grundanforderungen unterliegt, wie die Führung einer Einheit, die mit dem Chef im selben Büro sitzt. Wenn schon diese Situation manche Führungskräfte überfordert, wiegt es um so schwerer, wenn man liest, dass die Führung von virtuellen Teams zusätzliche Tücken hat, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung offenbart (zit. nach Handelsblatt, Nr. 61). Zwar steigt die Motivation bei einem der Teil der Betroffenen, die über Arbeitszeit und -ort freier entscheiden können, demgegenüber steht aber ein erhöhter kommunikativer und organisatorischer Aufwand.
Die so wichtige informelle Kommunikation geht offensichtlich deutlich zurück und damit mangelt es auch an dem so viel beschworenen Teamgeist. Apropos informelle Kommunikation: offensichtlich benötigt sie noch den realen Austausch zwischen den Menschen. Die virtuelle Kommunikation über soziale Netzwerke erfüllt diesen Zweck (noch) nicht. Die Führungskräfte geben zudem an, oft alleine gelassen zu werden, sowohl was den Umgang mit der Technik als auch die Mitarbeiterführung angehen.
Verwunderlich vor diesem Hintergrund allerdings, welchen Führungsstil das Handelsblatt mit einem Zitat einer Vertriebsführungskraft eines großen Softwareherstellers für vituelle Teams propagiert: "...ich gebe die Leitplanken und die Ziele vor, dann überlasse ich es meinen Mitarbeitern, wie sie diese erreichen. Aber am Ende des Monats möchte ich das Ergebnis sehen..." Verwunderlich auch deshalb, weil die Personalgeschäftsführerin desselben Unternehmens "bei flexiblen Arbeitsformen....Führungskräfte als Coach und Mentor der Mitarbeiter gefordert sieht und nicht als Weisungsgeber..." Diese beiden Positionen zusammenzukriegen halte ich für schwierig. Allerdings sieht die Kollegin die Problematik durchaus richtig. Auch wenn es noch aufwendiger ist, von Wertschätzung getragene, begleitende, persönliche Führung ist gerade bei virtuellen Teams notwendig. Das ist aber etwas anderes, wie die Beschränkung auf die Kontrolle der Zielerreichung, auch wenn sie mit anschließender Manöverkritik verbunden ist. Auch bei räumlich und zeitlich flexibel arbeitenden Einheiten sollte man genügend Gelegenheit für den persönlichen - Face to Face - Austausch bieten. Das zeigen eigentlich die bisherigen Erfahrungen und bestätigt die o.a. Studie. Vielleicht sollte man die virtuelle Zusammenarbeit auch eher nach dem Motto "Soviel wie nötig" und nicht nach "Soviel wie möglich" gestalten.

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