Mittwoch, 3. Dezember 2014

Warum scheitern Vorstandsfrauen?

Liegt es an den sie umgebenden Männern oder an den Frauen selbst? Die ZEIT widmete in ihrer letzten Ausgabe (Nr. 22, 27.11.)  zwei volle Seiten ihres Wirtschaftsteils dieser Frage. Anlass war das in der Tat auffällige Ausscheiden mehrer Frauen aus Vorständen in der jüngeren Vergangenheit. Bei der Suche nach Antwort stieß man allerdings auf wenig Offenheit. Von den Ausgeschiedenen waren nur zwei bereit sich zu äußern. So verständlich es sein mag, dass die anderen sich nicht zu diesem für sie sicher unangenehmen Thema äußern, so interessant wäre es für die anderen Damen und Herren Führungskräfte, zu erfahren, wo sie die Ursachen für ihre Entwicklung sehen.
Dabei muss man nicht unbedingt gegen Verschwiegenheitsklauseln in Aufhebungsveträgen verstoßen. Zu einer grundsätzlichen Reflektion ihrer Erlebnisse sind alle betroffenen Damen sicher in der Lage. Befragt wurden dann zwei Herren, ein Personalberater, der die Gründe in der unzureichenden Vorbereitung der Damen auf diese Jobs in Folge eines falschen Ehrgeizes mancher Unternehmen im Vorfeld der Quotendiskussion schon für ein positves Image sorgen zu wollen, sieht. Dann kam noch der unvermeidliche Herr Sattelberger zu Wort. Der sieht die Schuld bei den Unternehmen in einer über Jahrzehnten von Männern geprägten Managementkultur. Womit er sicher Recht hat, wie auch mit dem Hinweis, dass die Unternehmen es bisher versäumt hätten einen Pool weiblicher Talente aufzubauen. Aus diesem Grund begrüßt er auch eine Frauenquote. Ich hoffe nur, er stellt sich keine nach Männlein und Weiblein getrennten Talentpools vor.
Von einer der beiden dann doch auskunftswilligen ehemaligen Vorstandsfrauen kam dann das öfter in dieser Diskussion zu hörende Argument, Frauen ginge es mehr um die Sache als um die Macht. Der Umgang mit Macht wird offensichtlich als Männerdomäne gesehen. Männer können die berühmten Seilschaften hinter sich scharen, die ihnen dann beim Aufstieg helfen. Doch ist das eine spezifisch männliche Eigenschaft? Die andere befragte Dame gibt dann einen Hinweis, der einem doch vor einer eindeutigen Antwort Zweifel kommen läßt. Es fehle die "kritische Masse" von mindestens dreißig Prozent Frauenanteil, dann würde sich auch die Kultur ändern. Ändert sich wirklich die Kultur oder haben dann die Damen nur mehr Potenzial, um auch Seillschaften zu bilden? Schauen wir mal kurz in die Politik. Dort habe wir, neben der Kanzlerin, durchaus Damen, die mit Macht sehr gut umgehen können.
Führen Frauen wirklich anders? Warum hören wir nicht mal auf, uns mit diesen Unterschiedsfragen zu beschäftigen? Auch zwischen den Führungsstilen einzelner Männer gibt es deutliche Unterschiede. Vielleicht fangen die Schwierigkeiten ja schon damit an, dass dauernd nach Unterschieden gefragt und gesucht wird? Mit Sicherheit befördert diese Frage aber Klischees und Vorurteile, die noch weniger hilfreich sind. Wie wäre es stattdessen einmal mit Unvoreingenommenheit - auf beiden Seiten? Führungskräfte - männliche wie weibliche - sollten diese Grundeigenschaft mitbringen. Abgesehen davon: Diversity ist doch in aller Munde. Dann fangen wir doch bei einem der wesentlichen menschlichen Unterschiede mal damit an.

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