Freitag, 10. Oktober 2014

Mobbing

Wenn Mobbing vorliegt, liegt Führungsschwäche vor. Diese These hörte ich neulich auf einer Veranstaltung. Ehe ich auf diese Behauptung eingehe, muss ich gestehen, dass ich bei dem Begriff Mobbing zunächst zurückhaltend reagiere. In der Tat wurde die Bezeichnung erst im Laufe der siebziger Jahre in der wissenschaftlichen Diskussion verbreitet und hierzulande in der breiteren Öffentlichkeit in den neunziger Jahren. Dann erlebte das Phänomen allerdings einen gewissen Boom. Und wie das so ist mit medial vervielfältigten Begriffen, sie werden auf alle möglichen Erscheinungen - und auch oft vorschnell - geklebt ohne zu prüfen, ob das auch drin ist, was auf der Verpackung steht. Ich habe durchaus auch Mitarbeiter erlebt, die behaupteten gemobbt zu werden. Bei näherem Hinsehen, waren eher sie es selbst, die mit ihrem Verhalten ablehnende Reaktionen bei den Kollegen und Vorgesetzten hervorriefen. In der letzten Zeit habe ich allerdings den Eindruck, dass Mobbing in den Medien nicht mehr die große Rolle spielt. Vielleicht kommt es ja in der schönen neuen Arbeitswelt der Generation Y kaum mehr vor.

Ich will hier Mobbing keineswegs herunterspielen. Es ist sehr ernst zu nehmen. Wikipedia spricht gar von "Psychoterror". Es hat Mobbing natürlich auch schon vor Einführung des Begriffs gegeben und man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass auch in allen zukünftigen Arbeitssituationen gemobbt werden wird. Grund genug also, der o.a. Behauptung nachzugehen. Statistiken zufolge, u.a. von der IG Metall, geht Mobbing in 37% der Fälle von den Vorgesetzten aus, in 44% von den Kollegen. Andere gehen sogar von 40% aus, in denen die Chefs mobben. Das nennt man dann Bossing. Wenn Führungskräfte zu einem derartigen Mittel greifen, ist das in keinem Fall akzeptabel. Das ist schon keine Führungsschwäche mehr sondern Unfähigkeit und muss zur Ablösung der Führungskraft führen. Leider laufen derartige Aktivitäten zumindest eine Zeit lang sehr subtil ab und die Betroffenen sowie die Kollegen haben Angst, sich zu beschweren, weil sie dann noch mehr Ungemach fürchten. Das gilt auch für die zweite Variante, dem Mobbing unter Kollegen, neudeutsch Staffing. Aber auch in diesem Fällen muss ein aufmerksamer Chef mitbekommen, wenn etwas nicht stimmt zwischen den Kollegen. Auf Dauer bleiben derartige Vorkommnisse nicht unter dem Tisch. Dann muss sehr schnell und konsequent gehandelt werden. Wenn die Mobbingvorwürfe gerechtfertigt sind, darf man auch nicht vor arbeitsrechtlich relevanten Massnahmen zurückschrecken. Und es muss im Umfeld deutlich gemacht werden, z.B. in der Abteilungsbesprechung, dass Derartiges in keinem Fall hingenommen wird. Für die gemobbten Kollegen gilt umgekehrt natürlich ebenso, dass Mobbing nicht hingenommen werden muss und kann. Ein selbstkritische Prüfung des eigenen Verhaltens vorausgesetzt, muss man sich an den Vorgesetzten wenden und sachlich die Erlebnisse schildern. Wenn das Mobbing von diesem ausgeht, kann man sich an den Betriebsrat wenden oder an den Chef des Chefs. Natürlich ist das kein einfacher Gang. Die Vorwürfe müssen fundiert und am besten auch zumindest beispielhaft dokumentiert sein.
Man muss der Eingangsbehauptung in jedem Fall zustimmen. Wo gemobbt wird, möglicherweise auch noch über einen längeren Zeitraum, trägt die Führungskraft Mitschuld.

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