Montag, 27. Januar 2014

Top HR Themen

Anspruch und Realität klaffen auseinander

Der HR-Report 2013/14 - erstellt vom Institut für Beschäftigung und Employability der FH Ludwigshafen und der Unternehmensberatung Hays AG - listet wieder einmal die HR-Themen auf, die "betriebliche Entscheider" für die wichtigsten halten. Bereist im letzten Jahr hatte ich mich kritisch mit dieser Befragung auseinandergesetzt. Vorgegeben waren wieder dieselben Themen, in der Einschätzung ihrer Bedeutung haben sich jedoch Verschiebungen ergeben. An der Spitze steht nach wie vor "Nachhaltige Unternehmenskultur fördern", die Bedeutung ist jedoch um einen Punkt abgefallen.
Aber auch dieses Jahr habe ich in dem Report keine Erläuterung gefunden, was denn unter nachhaltiger Unternehmenskultur zu verstehen sei. Das Thema "Führung im Unternehmen ausbauen" steht an dritter Stelle, hat allerdings in den letzten drei Jahren kontinuierlich an Bedeutung verloren. Kommen den Befragten - deren Zahl im übrigen gegenüber dem letzten Jahr deutlich gesunken ist - selbst Zweifel, was sie unter diesem Thema verstehen sollen oder haben sie am Ende gar resigniert und setzen sich mit Führung nicht mehr auseinander? Immerhin offenbart der Report dazu interessante Detailerkenntnisse. Bezogen auf die Führungsfähigkeit nimmt die positive Einschätzung von oben nach unten treppenförmig ab. Geschäftsführer und HR-Führungskräfte glauben beispielsweise in der überweigenden Mehrzahl, dass den Mitarbeitern Freiräume gewährt werden, was von diesen aber etwa nur die Hälfte so empfindet. Genauso ist es mit dem offenen Ohr, was die Chefs für ihre Mitarbeiter haben sollen.
Auch hier nimmt die Zustimmung durch die Hierarchie von oben nach unten ab.
Das ist eine grundsätzliche Erkenntnis, die man aus den Ergebnissen ziehen kann und die der Report zumindest bei manchen Themen auch kritisch anmerkt: Geredet wird von den vermeintlich wichtigen Themen gerne und viel, in der Praxis spielen sie aber keine entsprechende Rolle. So stellt der Report besonders bei den Themen Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, Mitarbeiterbindung, Work-Life-Balance und Frauenförderung Diskrepanzen zwischen Anspruch und Realität fest. Auch die internationale Rekrutierung verliert weiter an Bedeutung.
Das kann aber auch heißen, dass in der Unternehmenspraxis ganz andere Themen wichtig sind: Kostenmanagement, Rationalisierung zum Beispiel? Warum fragt der Report nicht danach, was diese Entscheider im Moment wirklich auf dem Schreibtisch haben? Welche Themen nehmen die meiste Zeit in Anspruch?
So wirkt auch dieser Report letztendlich nur, trotz der kritischen Hinweise, am Gerede über die "großen" Managementthemen mit ohne zur kritischen Reflexion beizutragen.

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